Umbenennung der M-Gasse / Renaming of the M.-Street

[Hinweis: Im folgenden Text schreiben wir über die Mohrengasse in Ulm. Der Begriff "Mohr" ist rassistisch und kolonialistisch geprägt, deswegen kürzen wir ihn und die Gasse mit M. und M.-Gasse ab]

Die Grüne Jugend Ulm/Neu-Ulm hat einen Offenen Brief initiiert, in dem die Umbenennung der M.-Gasse in Ulm gefordert wird. Wir haben mit unterschrieben.

Die M.-Straße in Berlin, die bald umbenannt wird

Die M.-Gasse ist seit Sommer 2020 ein viel diskutiertes Thema in der Stadt Ulm. In dieser Debatte zeigten verschiedene Äußerungen der CDU, des Oberbürgermeisters und der Kulturbürgermeisterin etwas, was wir seit Jahren immer wieder kritisieren:

Die Stadt Ulm versucht krampfhaft ein Image als Internationale Stadt aufzubauen, es mangelt aber oft an Fachwissen und Bereitschaft sich mit real existierenden Diskriminierungen auseinanderzusetzen.

Für uns war das deutlich zu sehen bei dem gefloppten Imagefilm im Oktober 2019 oder dem rassistischen Angriff in der Schaffnerstraße im August 2019, der von einem Angestellten der Stadt Ulm begangen wurde.

Über das Anstellungsverhältnis schweigt die Stadt bis heute und die angekündigte kritische Aufarbeitung des Films fand bis heute nicht statt.

Zum Thema M.-Gasse wollen wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen, der offene Brief steht für sich.

 

 

 

Wichtiger ist es, uns die Stimmen der People of Color hervorzuheben, die sich zu dem Thema geäußert haben:

Uns ägert, dass in dieser ganzen Debatte der Eindruck entsteht, es wäre ein neues Thema. Wer kurz recherchiert wird feststellen, dass es schon vor mehr als einem Jahrzehnt Debatten über rassistische Darstellungen und Namen gab. Besonders im Jahr 2004, wo u.a. in Berlin die Umbennenung der M.-Straße gefordert wurde und das Symbol von Sarotti abgeändert wurde.

Es gibt Bücher wie „Afrika und die deutsche Sprache“ von Susan Arndt und Antje Hornscheidt aus dem Jahr 2004 in dem detailliert und ausfürhlich die Herkunft und Bedeutung rassistischer Begriffe dargestellt werden. Dort wird anhand mehrere Definitionen zum Begriff M. deutlich die negative Konnotation und kolonialistische Herkunft aufgezeigt und zu folgendem Schluss gelangt:

„Die Bezeichnung „M.“ ist vollkommen verzichtbar.“ – Susan Arndt

Dem stimmen wir zu und für uns ist klar, die Straße muss umbenannt werden. Eine Einordnung durch ein Zusatzschild, wie es eine städtische Arbeitsgruppe empfiehlt, reicht nicht aus. Es ist ein fauler Kompromiss, der die Bedürfnisse Schwarzer Menschen ignoriert. 

Das Thema Rassismus oder Rassismus im Stadtbild ist und bleibt nicht erledigt. Es gibt noch andere Denkmäler, Straßen und Läden, über die wir reden sollten. Und wir dürfen nicht nur abstrakt über Orte reden. Rassismus betrifft Menschen, im Hier und Jetzt.

Wenn wir ernsthaft Rassismus bekämpfen wollen müssen wir den betroffenen Menschen zuhören, mit ihnen und nicht über sie reden und sie unterstützen.