Rückblick auf Demo in Biberach

Am 26.02.22 beteiligten sich einige Menschen aus Ulm an der Demonstration „Gemeinsam durch die Krise“ des Offenen antifaschistischen Treffen Biberach.  Hier ein kurzer Rückblick und unser Redebeitrag.

In Biberach angekommen entfernten wir erstmal eine handvoll Nazi Sticker, die in letzter Zeit auch in Ulm Umgebung zu sehen sind. Es fällt auf, dass es immer der gleiche Scheiß aus den gleichen Nazi-Shops ist.

Komischwerweise halten die Sticker nirgendswo sehr lange, Grüße und Kuss an alle die eifrig mitentfernen.

Lautstark zog die Demo im Hinterland mit circa 50 Personen durch die Innenstadt Biberachs. In den Redebeiträgen des OAT Biberach, von einigen Schüler*innen und uns wurde aus mehreren Perspektiven ein Rückblick auf die Pandemie, der politischen Maßnahmen und Kritik aus antifaschistischer und antikapitalistischer Perspektive geäußert.

Der in den letzten Tagen zum offenen Krieg eskalierte jahrelange Konflikt zwischen Russland und Ukraine wurde ebenfalls erwähnt – die Demonstration solidarisierte sich mit der bedrohten Bevölkerung in der Ukraine und den Anti-Kriegs-Protesten in Russland. Wenn ihr Unterstützen wollt findet ihr hier eine Übersicht von Crimethinc mit mehreren Möglichkeiten

Mehr Fotos von der Demo findet ihr hier.

Unsere Redbeitrag:

Zwei Jahre

Seit Zwei Jahren leben wir in dieser Pandemie.
Seit zwei Jahren spüren wir die Auswirkungen auf unser Leben. Aber bei weitem nicht alle gleich stark. Nein die Pandemie trifft uns nicht alle gleich. Wer das behauptet, verschließt die Augen vor einem kapitalistischen System in dem eben nicht alle die gleichen Möglichkeiten und Privilegien haben.

Nicht alle Menschen haben die finanzielle Sicherheit ohne große Existenzängste durch die letzten zwei Jahre zu gehen und jetzt steigende Energie-, Lebensmittel- und Mietpreise nicht mit großer Sorge zu betrachten und der Frage, wer sich leben noch leisten kann.

Nichtmal alle Menschen können einfach mal so zuhause bleiben. Können sich isolieren. Wohnungslose haben keinen Ort an dem sie ein Quarantäne aussitzen können. Wer in Sammelunterkünften lebt, muss so eng mit anderen Zusammenleben, dass Kontakte zu reduzieren schir unmöglich ist. Bei weitem nicht alle Menschen können ihre Arbeit mit nach Hause ins Homeoffice nehmen. Gerade diejenigen, die in „systemrelevanten“ Bereichen arbeiten. Sei es im Gesundheitswesen, in Verkehrsbetrieben oder in der Ernte auf dem Feld, waren in den letzten zwei Jahren noch höherer Belastung als sonst ausgesetzt. Von ihnen
wurden überstunden Verlangt und zeitweise selbst infiziert zur Arbeit beordert. Und sind immernoch einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.

Nicht alle Menschen haben Zugang zu medizischer Versorgung und damit auch nicht zu einer Impfung. Wer illegalisiert ist, wer keine Krankenversicherung hat, kann im Falle einer schweren Infektion nicht auf Hilfe hoffen.

Zwei Jahre lang hieß es immer nur zuhause bleiben und kontakte reduzieren. Bis das Leben aus nicht viel mehr bestand als arbeiten, konsumieren und schlafen gehen.

Es war in ordnung mit hundert menschen im Großraumbüro zu sitzen, in der Fabrik oder auf Feldern zu stehen. Aber mit engen Freund*innen im Park zu sitzen, war zu viel Kontakt.

Die Maßnahmen waren bei weitem nicht alle sinnvoll und effektiv. Sie waren gerade mal dazu geeignet Schadensbegrenzung zu betreiben während die Wirtschaft unangetastet blieb auf kosten unser psychischen und körperlichen Gesundheit.

Durch die Pandemie wurden die Unterschiede in unserer Gesellschaft und Global zwischen arm und reich noch krasser. Menschen mit Privilegien und vielen Möglichkeiten mussten sich weniger Sorgen machen, hatten ein angenehmeres Leben, Erkrankten seltener und haben statistisch Gesehen seltener Vorerkrankungen.

Und Wer vorher schon am struggeln war, ist es jetzt erst recht. Egal ob sozial, psychisch, körperlich oder finanziell. Und bisher wurde so gut wie nichts dagegen unternommen. Daran muss es Kritik geben

Ich könnte kotzen wenn das, was das Querdenkenspektrum von sich gibt, als Maßnahmenkritik bezeichnet wird. Das ist keine Kritik. Weder an den Maßnahmen, noch an den Zuständen, die sie bestärken. Nein, das ist nicht mehr als Verschwörungsideologie und Wissensschaftsfeindlichkeit.

Und Es braucht dringend Kritik an diesen Zuständen. Es braucht dringend Kritik und neue Ideen, neue Konzepte im Umgang mit dieser
Pandemie und auch anderen Krisen die in Zukunft folgen könnten.

Wir müssen aufhören zu versuchen die Pandemie in unseren Nationalen und gedanklichen Grenzen bekämpfen zu wollen. Die Impfstoffe müssen endlich global gerecht verteilt und dafür die Patente aufgehoben werden.

Es kann nicht sein das auf Kosten von Menschenleben Profit an den Impstoffen genereiert wird, in einer Pandemie die uns alle betrifft. Und das sollte für alle Innovationen gelten, die einen derart relevanten Nutzen für die Mesnchheit haben.

Wir müssen endlich aufhören wirtschaftliche Interessen über Menschenleben zu stellen.

Es braucht Räume in denen sich Menschen sicher isolieren können.
Massenunterkünfte müssen entzerrt, die Menschen dezentral untergebracht werden.

Kein Mensch darf seine Wohnung verlieren, da er die Miete aufgrund der Pandemie nicht mehr zahlen kann.

PCR Test müssen kostenlos und einfach zu bekommen sein, damit Infektionen sicher ausgeschlossen werden können.

Alle Menschen müssen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. Wir müssen endlich aufhören das Gesundheitswesen als Fabrik zu begreifen. Begreifen, dass es dort nicht um Güter geht sondern um Menschenleben. Und anfangen diese auch als solche zu behandeln.

Die Pandemie trifft uns nicht alle gleich, aber trifft sie uns doch alle und wir kommen einfach besser dadurch wenn wir miteinander solidarisch sind und einander unterstützen.

Und vielleicht schaffen wir es dann auch wenn die Pandemie vorbei ist
ein gutes Leben für alle zu schaffen. Und das wär doch eigentlich ganz schön nach diesen zwei furchtbar anstrengenden Jahren.