Veranstaltungen 2020

Wir haben dieses Jahr einiges für euch (und natürlich auch für uns) geplant, und endlich steht alles fest. Der erste Vortrag lief bereits überragend gut und wir freuen uns auf die nächsten Veranstaltungen. Weitere Infos zu den Vorträgen findet ihr auf unserem Blog und hier in den Veranstaltungen, die Ankündigungen kommen immer ein bis zwei Monate vor dem Termin.

Ein Danke für die Zusammenarbeit gehen an: INPUT Ulm, RLS BW, ver.di Jugend Ostwürttemberg/Ulm, Deutsch-Israelische Gesellschaft Ulm/Neu-Ulm und Ulmer Volkshochschule

Simone de Beauvoir

Simone de Beauvoir ist (gestern) vor 112 Jahren geboren. Zeit sich mit ihrer Theorie auseinanderzusetzen.
Simone de Beauvoir lebte zwischen der ersten und zweiten Welle des Feminismus und zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie schrieb unter anderem „Das andere Geschlecht“, ein Klassiker des Feminismus und auch heute noch ein Grundlagenwerk zur Geschlechterforschung. Bekannt aus diesem Werk ist vor allem ein Satz, falsch übersetzt und ohne Kontext lautet dieser „Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht.“ Etwas ausführlicher und richtig: „Man ist nicht als Frau geboren, man wird es. Keine biologische, psychische oder ökonomische Bestimmung legt die Gestalt fest, die der weibliche Mensch in der Gesellschaft annimmt. […] Nur die Vermittlung anderer kann ein Individuum zum Anderen machen.“ [Beauvoir, S. 334]

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Inhalt Feministisches Wochenende

Bini Adamczak:
Vor 101 Jahren brach die Russische Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren. Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in der Pfanne. Es war – auch – eine queer-feministische Revolution. Sie brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige Schritte zur Auflösung der Familie. Das kommunistische Glück, ohnehin von einer maskulinen Norm getrübt, hielt nicht lange. Und scheiterte schrecklich. Aber das in der Revolution gegebene Versprechen bleibt lebendig, es ist – offenkundig – noch lange nicht erfüllt. Laut Alexandra Kollontai, erste Ministerin der Moderne, ist es das Versprechen auf eine Welt, deren gesellschaftliche Bindungen von umfassender Zärtlichkeit sind. Sodass die Welt keine Flucht in die Liebe, weil keine Angst vor der Einsamkeit mehr kennt.

Bini Adamczak, freie Autorin, liest aus ihrem neusten Buch «Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende». Aus einer feministischen Perspektive wird die russische Revolution und die der 1968er Bewegung betrachtet und beide in ein Verhältnis gesetzt. Können dabei Schlussfolgerungen für eine kommende Revolution gemacht und Anforderungen an einen modernen Feminismus gestellt werden? Diesen und anderen Fragen gehen wir am Freitag, 6.9., um 18 Uhr im Club Orange (EinsteinHaus Ulm) nach.

Bini Adamczak lebt in Berlin und arbeitet als Autorin und Künstlerin zu politischer Theorie, queerfeministischer Politik und der vergangenen Zukunft von Revolutionen. Zum Thema veröffentlichte sie 2017 das Buch «Beziehungsweise Revolution: 1917, 1968 und kommende» (edition suhrkamp, 2017).

Veronika Kracher:
Antifaschistische Gruppen und Organisationen betrachten sich selbst häufig als Pioniere zu einer Gesellschaft, die den Kapitalismus überwunden hat. Wenn es jedoch um eine Kritik an den Geschlechterverhältnissen geht oder darum, die eigene patriarchale Sozialisation zu überwinden, scheinen zahlreiche Genossen überfordert. Sexismus, die Reproduktion von traditionell männlichen Verhaltensweisen, das Nutznießen der eigenen Position und sogar sexuelle Übergriffe finden leider auch innerhalb sich emanzipatorisch begreifender Strukturen statt, und selbst Frauen* lehnen als feminin codiertes Auftreten ab. Feministische Kämpfe müssen gegen den Widerstand in den eigenen Reihen ausgefochten werden.

Die Journalistin Veronika Kracher gibt einen Überblick über die ideengeschichtliche Entwicklung feministischer Theorie und Praxis innerhalb der radikalen Linken, setzt sich mit innerlinken Problematiken bezüglich der Geschlechterfrage auseinander und fragt, ob antifaschistischer Kampf und ein „mackerhafter“ Habitus denn so zwingend miteinander einhergehen müssen.

Veronika Kracher ist freie Journalistin für die Konkret, Jungle World und taz. Ihr Fokus liegt auf marxistisch-feministischer Gesellschafts- und Kulturtheorie.

Ausführungen zur sogenannten Grauzone

Unsere Ausführungen zur sogenannten Grauzone am Beispiel eines in der Region stattfindenden Festivals: In diesem Jahr findet bereits zum zweiten Mal das „Rock Dein Leben“-Festival in Laichingen statt.

Auch dieses Mal sind wieder Bands auf dem Line-up, welche durchaus problematisch sind. Im Folgenden wollen wir beleuchten, warum das der Fall ist und warum wir der Ansicht sind, dass der Laichinger Segelflugverein diesem Festival nicht den Ort zur Verfügung stellen sollte.

Wir rufen auf zu Protesten:

– Laichingen Marktplatz, 20.07. um 14 Uhr
– Winnenden Bahnhof, 26.07. um 19 Uhr

Alles Nazis, oder was?
Wir bezeichnen die Bands definitiv nicht als Nazis, das wäre viel zu einfach und falsch. Klassische Nazis sind in der Regel neben ihrem Gedankengut gut organisiert und gewalttätig.
Das trifft weder auf die Bands noch das Publikum des Festivals zu. Ein offenes Bekenntnis zu rechtsradikalem Gedankengut bleibt aus. Vielmehr findet eine Distanzierung von diesem statt. Dennoch gibt es Inhalte, Aussagen und Vernetzungen, welche in unseren Augen offenzulegen und anzugreifen sind.
Das gesamte Festival ist ein Sammelsurium der sogenannten Grauzone, auch bezeichnet als „rechte Lebenswelten“. Mit der Grauzone sind Schnittstellen zwischen der gesellschaftlich anerkannten Mainstream-Musik und der rechtsextremen Szene gemeint. Die verschiedenen musikalischen Milieus der Grauzonen vertreten rechte Ideologieelemente und haben zum Teil ernstzunehmende ästhetische, historische oder strukturelle Verstrickungen mit extremen Rechten. Damit wird der Eintritt zu dieser Szene durch Musik ermöglicht. Daher muss Kritik bereits dort ansetzen, wo menschenfeindlichen Positionen Zugang gewährt wird und eine Normalisierung völkischer und sexistischer Positionen stattfindet.

Konkret kritisieren wir folgende Punkte:

– Stereotype Rollenbilder und sexistische Geschlechterklischees
– Verstrickungen in das rechtsextreme Milieu einiger Bands
– Völkische Weltbilder (Blut-und-Boden-Ideologie antisemitische Elemente, Bezug zur „Volksgemeinschaft“, …)
– Image und selbst gewählte Opferrolle primär als Aufmerksamkeitsfaktor (= Gewinnsteigerung)

Stereotype Rollenbild und sexistische Geschlechterklischees:

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RECHTS ROCKT NICHT – Nicht in Laichingen, nicht in Winnenden

Mit dem politischen Rechtsruck hat eine musikalische Lebenswelt an Zulauf erfahren. Bands wie Frei.Wild und Unantastbar können mit völkischem und sexistischem Liedgut ganze Hallen füllen und kassieren ordentlich ab. Diese Geldmengen ließen so manche politische Überzeugung vergehen.

So veranstaltet seit 2018 die ProTradeIntegra GmbH (Träger des ehemaligen Punkrockversandes Nix-Gut) das rechtsoffene Festival „Rock dein Leben“ in Laichingen nahe Ulm, wo bisher Bands wie Frei.Wild oder Krawallbrüder auftraten. Die in Winnenden ansässige GmbH ist auch für den bundesweiten Vertrieb von Frei.Wild verantwortlich und betreut auch den KB-Records-Mailorder, welcher noch einschlägigere Bands führt.

In den Texten der Bands finden sich Blut und Boden Ideologie, völkische Weltbilder und sexistische Geschlechterklischees. Offen wird auch sexualisierte Gewalt gegen Frauen besungen oder Bezug auf antisemitische Verschwörungsidiologie genommen. Bei einigen Bands lassen sich auch Verstrickungen in die rechte Szene nachweisen.

Diese Entwicklung ist Teil einer Kultur, welche den Bereich dessen, was sagbar ist („das wird man ja noch sagen dürfen“), immer weiter nach rechts verschiebt. Einer Kultur, welche unterschwellig völkisches und antifeministisches Gedankengut reproduziert und von Neofaschisten Applaus erhält.

Diesen Anknüpfungspunkten rechter Mobilmachung wollen wir eine feministische, internationalistische und solidarische Perspektive entgegen setzen.

Gegen jeden Nationalismus und Antifeminismus!

Den (musikalischen) Rechtsruck stoppen!


Am 20.07. um 14Uhr auf dem Marktplatz in Laichingen

Am 26.07. um 19Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Winnenden

Weitere Infos:
Ausführlicher Text über die Hintergründe von „Grauzone“ und dem Festival: http://nichgut.blogsport.eu/2019/06/20/ausfuerungzurgrauzone/
Texte vom letzten Jahr, Flyer: nichgut.blogsport.eu

Supported:
Kollektiv.26 – Autonome Gruppe Ulm
ALARM – Antifaschistische Linke [Antiautoritäre] Rems-Murr
Ernst-Bloch-Uni Tübingen
OAT Konstanz
DIE LINKE Ulm / Alb-Donau
Alb Offensive
SJD – Die Falken Ulm
Libertäres Bündnis Ludwigsburg (LB)²
Reclaim Your Streets Rv Rys
ROSA – Reutlingen for organisation, solidarity and actions
Konzertgruppe Strukturell Gemein
Antifa-Referat der Ernst-Bloch-Uni Tübingen
Libertäres Treffen Rems-Murr (libertaerestreffen(öt)riseup.net)
Zusammen gegen Rechts – Rems-Murr