Copyright und Copyleft: Eigentum, Urheberrecht und Wissensfreiheit

In Amerika wurde das Gesetz, welches die Netzneutralität erstellen/sichern sollte von Trump abgeschafft. Deswegen folgender Text:

„Geistiges Eigentum ist in unserer Gesellschaft ein sehr vehement verteidigtes Gut. Ideen werden ganz selbstverständlich mit dem*r Denker*in selbst verbunden.
Wir diskutieren über Ökonomie auf der Basis von dem Marxismus, analysieren Kunstwerke von Dali und kritisieren die Philosophie von Kant. Mindestens genauso heftig wie bei materiellem Eigentum verbinden wir Ideen mit einzelnen Personen und betrachten diese Ideen (fast) immer in diesem Kontext. Daraus resultiert gleichzeitig eine (schwache) Art von Personenkult im Bezug auf dessen geistigen Eigentums. Dies führt dazu, dass Autor*innen nach ihren Ideen beurteilt werden, oder die Werke werden auf Basis des Lebens des*r Autors*in verurteilt. Häufiges Ergebnis ist dabei, dass Ideen wegen dem*r Verfasser*in verworfen werden (oder andersrum).“


„Jedoch sind die Faktoren, welche Worte und Taten von Menschen beeinflussen, vielfältig. Insbesondere der soziale und ökonomische Hintergrund oder Einfluss einzelner Individuen zählen dazu. Die Behauptung, dass Werke ihre einzige Quelle in einer Person finden, ist eine starke Vereinfachung der Realität. Vielmehr ist jedes Werk ein Produkt der Gemeinschaft, in der es entstand. Ist es damit nicht auch ein Gemeingut, welches Allen zur Verfügung stehen sollte? Doch wir sind an diese Idee so sehr gewöhnt, das es schwierig ist, sich andere Konzepte vorzustellen. Die feste Verknüpfung von Ideen an Personen hat zwei offensichtliche Folgen:
1.Die Anerkennung von intellektuellen Rechten führt zur Überhöhung des ‚Erschaffenden‘ über alle anderen. Die Fähigkeit zum*r ‚Denker*in‘ und ‚Künstler*in‘ trennt eine geistige Elite von der angeblich normalen Bevölkerung, welche ohne Schulung oder Talent nicht in der Lage sei Kunst zu produzieren, oder abstrakte Gedankenkonstrukte zu konstruieren. Es wird eine Avantgarde projeziert, welche jenseits der Bevölkerung steht. Dabei kann jeder Mensch Kunst und Wissen produzieren und tut dies in einem gewissen Rahmen automatisch.
2.Die direkte Assoziation von Ideen mit ihren ‚Besitzenden‘ fördert die Akzeptanz dieser Ideen in ihrer ursprünglichen Form. Nur in dieser Form werden diese Ideen gelehrt. Selten wird man dazu animiert, sich relevante Teile auszusuchen und mit anderen Ideen zu verknüpfen. Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, dass Ideen immer nur im ursprünglichen Rahmen betrachten werden. Mummifiziert durch diesen Umgang, verlieren die Ideen jegliche Bedeutung für unsere moderne Existenz. Würde man diese Ideen mit etwas weniger Verehrung behandeln, könnten sie neue Formen annehmen und neue Einsichten liefern.

Im Umgang mit Ideen muss unser Fokus mehr auf den Inhalt gerichtet sein. Der Wert von Ideen liegt in ihnen selbst, viel weniger in den Umständen, unter denen sie zusammengekommen sind. Deswegen gilt es die Autorität über Ideen anzufechten. Nur dadurch können wir eine freie und kritische Entfaltung von neuen Ideen gewährleisten. Dabei sollte der Inhalt ins Zentrum gestellt werden. Statt Ideen als Autoritäten wahrzunehmen, eignen wir sie uns an und verwenden sie, wie wir wollen! Wir müssen uns eine Frage stellen: Haben wir Ideen, oder haben Ideen uns?

‚You wouldn’t download a car… would you?‘ – Unbekannt.

Im Vergleich zu materiellen Produkten wie Büchern, Bauanleitungen, Maschinen, etc. lassen sich Software und digitale Daten auch mit minimalem Aufwand von jeden*r reproduzieren. Das alles mit einem simplen Knopfdruck am Rechner. Es gibt hier keinen (nennenswerten) Mehraufwand ein Produkt zu vervielfältigen, der Arbeitsaufwand, der bei der Vervielfältigung sonst anfällt, existiert bei der Programmentwicklung nicht.

Ob Spiel, Officeprogramm, Bildbearbeitung, Musik, Videos oder ganze Betriebssysteme, für ein klein bisschen Strom ist im digitalen Zeitalter alles vervielfältigt. Dank schneller und einfacher Vervielfältigung können heutzutage viel mehr Menschen selber Werke erschaffen (man bedenke hier Indie Games, die Remix-Kultur moderner Musik oder ganze Filme mit neuer Tonspur). Dieser kreativen und produktiven Vielfalt steht allerdings das Urheberrecht gegenüber. In vielen Ländern der Welt dürfen Werke nur mit Genehmigung des Erschaffenden (oder der Firma, die ihn*sie unter Vertrag hat) vervielfältigt und verbreitet werden, fast ausschließlich gegen Geld. Erst viele Jahre nach dem Tod des Erschaffenden (in der BRD sind es 70 Jahre) dürfen seine*ihre Werke frei kopiert werden.

Das Urheberrechtsgesetz ist ein Anachronismus aus längst vergangener Tage, bei denen Produkte noch analog reproduziert werden mussten. Eine Zeit, zu der tatsächlicher materieller Wert und Arbeitskraft hinter jedem Exemplar eines Werkes steckten. Unter diesen Bedingungen war in der bürgerlichen Gesellschaft das aneignen eines Buches (oder ähnlichem) Diebstahl, denn der*die ursprüngliche Besitzer*in hatte das betroffene Werk danach nicht mehr. In dieser Logik versuchen Hersteller von Computerspielen, Musik und Filmen, welche immer noch mit veralteten Vertriebsmustern handeln, auch heute zu argumentieren. Ein illegal runtergeladener Film wird als “geklaut” gewertet. Dabei wurde niemand enteignet, es fehlt niemand anders dieses Produkt. Es wurde lediglich kopiert, das Original ist weiterhin dort, wo es vorher war.

Oft wird argumentiert, das Raubkopierer das Produkt gekauft hätten, wenn sie es nicht hätten runterladen können. Es ist aber äußerst Fraglich, ob jemand sich ein Film überhaupt gekauft hätte, wenn er*sie ihn nicht herunterladen hätte können. Vielleicht hätte er*sie dann seine*ihre Freizeit doch lieber anders gefüllt.

Der Schnelllebigkeit digitaler Produkte wird das Urheberrecht nicht gerecht. Es ist zu einem Hindernis für die Entwicklung in der digitalen Welt im 21. Jahrhundert geworden. Die (Kultur-)Industrie ist an einem Punkt angekommen, wo sie sich verändern muss. Für uns ist es wichtig, zu beeinflussen, wohin sie sich verändert. Es ist offensichtlich, dass das herkömmliche Urheberrecht abgeschafft gehört und andere Entlohnungswege für Entwickler*innen und andere kreative Menschen gefunden werden müssen, ähnlich wie bei der Softwareentwicklung durch die Opensource-Bewegung schon in Ansätzen geschehen.

Kleines Fazit:

Für eine Welt ohne Wettbewerb, Überlebenskampf und Kontrolle müssen wir Technologien erfinden und nutzen, mit denen wir die Welt besser genießen können. Was wir schon haben, muss ausgenutzt werden. Eine Weiterentwicklung der Technik nur um ihrer selbst willen bringt uns kein Stück näher an eine bessere Welt, stattdessen entfremdet es uns nur noch mehr von ihr. Die Werkzeuge die wir jeden Tag verwenden, sollten nach unserem Idealismus modelliert sein und nicht reproduzieren, was wir abschaffen wollen.

Die Technologien, die wir verwenden müssen deshalb dezentral sein, Zusammenarbeit statt Wettbewerb fördern und passive Nutzer*innen zu aktive Erschaffer*innen machen. Unsere Werkzeuge müssen wir anpassen, um unsere Welt besser zu machen. Eigentlich wollen wir weniger Zeit vor leuchtenden Scheiben verbringen und mehr Zeit zum tatsächlich leben!“

Weiterführend auf http://linksjugend-solid-bw.de/kita/publikationen/digitale_utopie/a>

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