Rafael Blumenstock; gegen das Vergessen

Am 04.11.20 ist der 30. Jahrestag des Mordes an Rafael Blumenstock. Er wurde brutal auf dem Münsterplatz ermordet von mehreren bis heute unbekannten Tätern. Das Motiv konnte nicht aufgeklärt werden doch es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen schwulenfeindlichen und rechten Mord handelt. Wir rufen zu einem Gedenken auf:

Am 04.11. um 18 Uhr auf dem Münsterplatz.

Wir wollen neben dem Gedenken auch Forderungen stark machen:

– Ein neues Mahnmal für Rafael Blumenstock. Das alte ist kaum sichtbar und beschädigt. Es steht viel mehr für das Vergessen des Mordes als für eine Mahnung.

– Veröffentlichung von Informationen von damaligen Ermittlung zu Nazistrukturen

– Eine Untersuchung zu personellen und strukturellen Kontinuität (sowohl die Kontinuität von der NS-Zeit bis 1990, sowie 1990 bis jetzt)

– Einstufung des Mordes als Verdachtsfall rechter Gewalt

Doch was hat der Mord mit Nazis zu tun und warum überhaupt dieses Thema derart politisieren?

Rafael Blumenstock wurde getötet weil er anders war.

Rafael schminkte sich gelegentlich, trug „Frauenkleider“, war links und sprach fremde Leute nach dem Namen oder der Telefonnummer an. Viele hielten ihn wohl deswegen für schwul. Doch das heißt auf keinen Fall, dass Rafael Blumenstock auch nur einen Funken an Mitschuld an dem Mord trägt!

Neben der Außenwahrnehmung von Rafael Blumenstock spricht auch der besonders brutale Mord für ein Hassverbrechen und es gab Hinweise auf Nazis am Tatort. Zudem gab es zu der Zeit in Ulm eine große Präsenz von Nazis, sowie viele Gewalttaten, die dokumentiert sind. Auch gab es viele Angriffe auf vermeintlich Schwule in ganz Deutschland sowie in Ulm. Hier herrschte eine schwulenfeindliche Stimmung.

Belege und eine Ausführliche Recherche über die damaligen Verhältnisse finden sich hier: https://kollektiv26.blackblogs.org/2020/10/13/gegen-das-vergessen-der-mord-an-rafael-blumenstock-in-ulm/

Die Forderungen werden gestellt von: Kollektiv.26 – Autonome Gruppe Ulm, Young and Queer Ulm e.V., Jusos Ulm, Grüne Jugend Ulm, Neu-Ulm, Alb-Donau, DIE LINKE Ulm / Alb-Donau, Mein „Ich“ gegen Rassismus

Bitte kommt mit Mund- und Nasenschutz und haltet Abstand. Bitte keine Parteifahnen.

Kritische Psychologie; Einführung Online

Am 15.10. 19:00 live auf https://www.facebook.com/kollektiv.26/live/ und https://webinar.rosa-reutlingen.de/b/kol-lb9-sju

In den Fokus der Kritik von 1968ff. am Wissenschaftsbetrieb geriet auch die Psychologie, insbesondere deren experimenteller Mainstream: Der Mensch werde dort als isoliertes Individuum konzeptioniert, losgelöst von historischen und gesellschaftlichen Bezügen, mit dem Ziel dessen Reaktionen auf äußerliche Einflüsse zu untersuchen; letztlich sei die Psychologie Herrschaftswissenschaft und Anpassungstechnik. Demgegenüber setzt das Menschenbild der aus der Studierendenbewegung hervorgegangenen Kritischen Psychologie keinen Gegensatz zwischen Individuum und Umwelt, sondern berücksichtigt die Tatsache, dass Menschen genuin gesellschaftliche Wesen sind, d.h. in Gesellschaft leben, diese aber auch verändern können. Was das konkret für die Begriffe der Kritischen Psychologie heißt, und wie sich mit ihr arbeiten lässt, ist Gegenstand der Veranstaltung.

Daniel Schnur, hat an der Universität Klagenfurt Psychologie studiert. Letzte Veröffentlichungen: 2019, mit Till Manderbach: »Handlungsfähigkeit durch Faschisierung? Das Subjekt in der Hegemoniekrise des progressiven Neoliberalismus« In: versch. Hrsg.: Paralyse der Kritik. Gesellschaft ohne Opposition (Psychosozial-Verlag); 2020, Teil der Gastredaktion eines Sonderhefts des Forums Kritische Psychologie.

––––———ENTFÄLLT LEIDER————Prozessende: Gegen Antiziganismus in der Mehrheitsgesellschaft!

 

Zum Prozessende rufen wir auf zu einer Kundgebung. Antiziganismus und rechtes Gedankengut sind weit verbreitet und müssen gesamtgesellschaftlich angegangen werden.

Der Prozess gegen die 5 Nazi-Hooligans, die in Erbach/Dellmensingen letztes Jahr aus antiziganistischer Motivation versuchten einen bewohnten Wohnwagen anzuzünden endet am Mittwoch. Die Urteilsverkündung am kommenden Mittwoch wird hoffentlich das Tatmotiv anerkennen und auch Fußball und das rechte (Dorf)Umfeld als Probleme benennen.
Bei vier der Angeklagten ist offensichtlich, dass eine Änderung der Sichtweise auch durch diesen Prozess und ihre U-Haft nicht stattgefunden hat. Auch das findet vermutlich Beachtung.

Mit dem Urteil ist es jedoch nicht vorbei. Weiterhin gibt es zu viele rechte Hooligans im SSV Ulm 1846 Fußball, der Verein schaut weg. Dass die Ultras sich distanzierten sollten sich einige mehr als Vorbild nehmen. In Dellmensingen fangen einzelne Leute an das Problem anzuerkennen, treten in den Dialog und veranstalteten eine Demonstration. Wir hoffen, dass diese Leute mehr Unterstützung bekommen, auch von offizieller Seite und dort ansässigen Vereinen. Auch in Ulm gab es Leute, die den Prozess verfolgten. Hier wünschen wir uns jedoch eine viel breitere Auseinandersetzung.
(Sammlung an Texten zum Prozess: https://kollektiv26.blackblogs.org/2020/07/13/braune-brut-zwischen-rechten-doerfern-und-hooligans/)

Was ist Kritische Theorie? Vortrag

„Mitmachen wollte ich nie. Genau das Negative war das Positive, dieses Bewusstsein des Nichtmitmachens, des Verweigerns“, so charaktierisiert Leo Löwenthal den Kern der Kritischen Theorie. Nicht Mitmachen im falschen Leben – das war das Programm der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Adorno, Horkheimer, Marcuse, Löwenthal, Benjamin und andere – sie analysierten mit kritischem Blick, zeigten unerbittlich Widersprüche auf und demaskieren die moderne Gesellschaft in all ihren Facetten. Ob Psychologie, Pädagogik, Literatur, Ökonomie, Musik, Popkultur, Philosophie – überall finden sich die Spuren der Kritischen Theorie. Trotz oder gerade aufgrund ihrer kritischen Verweigerung gaben sie jedoch nie die Utopie einer besseren Gesellschaft, die Hoffnung auf das gute Leben, auf.

Es wird zudem einen Bezug auf die aktuelle Zeit geben.

17.09. 19 Uhr Online auf Facebook und BigBlueButtom: https://www.facebook.com/kollektiv.26/, https://webinar.rosa-reutlingen.de/b/kol-lb9-sju (Auf Grund der hohen Nachfrage bitten wir euch nach Möglichkeit auf Facebook zuzuschauen, die Kapazitäten in BBB sind begrenzt.)

In Kooperation mit INPUT Ulm und der Rosa Luxemburg Stiftung.