Bericht und Kommentar zum AfD Vortrag „Putsch von oben! Der Bürger im Würgegriff des Staates

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Bericht und Kommentar zum AfD Vortrag „Putsch von oben! Der Bürger im Würgegriff des Staates“

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Immer lauter werdende Stimmen, die andere zum schweigen bringen. Ein neuer Versuch sich zu behaupten. Das Geräusch zwei einander reibender Steine, die nicht zusammenpassen erfüllt den Raum. Ich schweige. Schon viel zu lange macht die Diskussion keinen Sinn mehr.
Als wir den Raum betreten, schauen uns alle an. Der entrüstete Blick verfolgt uns, wie gierige Hunde die seit Tagen nichts zu Essen bekommen haben. Wir sind nicht erwünscht, das merkt man. Trotzdem werden wir gebeten uns doch zu setzten. „Wir sollten uns nur ruhig verhalten.“
Der Raum stinkt nach alter Ignoranz.
Zu der Veranstaltung kamen 22 Menschen. Davon sind die meisten im gehobenen Alter. Nur zwei Frauen sind anwesend. Die Stimmung geht zum lachen in den Keller.
Es beginnt eine langwierige, einschläfernde Diskussionen zu den Listenplätzen der AfD, an dem sich insgesamt vier Personen beteiligen. Die anderen schauen mit ihrem Blick ins Leere. Eugen Ciresas Blick liegt auf seinem Handy. Als die Sprecher dann einsehen, dass diese Diskussion vor zwei Wochen hätte geführt werden müssen und es jetzt zu spät ist noch etwas zu ändern, beginnt der Vortrag.
Am 9.3 veranstaltete die AfD in Neu-Ulm/Offenhausen einen Vortrag mit Florian Jäger. Der Titel „Putsch von oben! Der Bürger im Würgegriff des Staates“
Der Referent schreitet mit strammen Schritten auf sein vorbereitetes Rednerpult zu. Dieses ist aus einem Tischtuch und einem kleinen Tisch zusammengebastelt. Dort legt er seine Mappe mit seinen ausgedruckten Folien für den Vortrag nieder. Das Bier, dass er sich bestellt hatte, stellt er auf einen anderen Tisch der neben ihm steht. Seine Haare sind nach hinten gegelt. Er trägt einen Anzug. Er möchte den Anschein eines souveränen Auftritts verbreiten.

„Jäger fiel 2015 durch diverse Äußerungen auf – der Merkur berichtete damals:
„An einem Abend im April 2015 gerät Florian Jäger, damals Kreischef in Dachau-Fürstenfeldbruck, auf Facebook mit einem Parteifreund aneinander. „Arschkriecher“, tippt er. Seine Religionszugehörigkeit spricht er dem konvertierten Juden ab: „Papierjude“, schreibt er. Wahre Juden würden ihm „nicht mal ins Gesicht pissen“.
Deftige Worte. Bei Jäger kein Einzelfall. Immer wieder wird von übelsten Beschimpfungen der Parteifreunde berichtet.“
https://www.merkur.de/politik/afd-bayern-eine-zweifelhafte-alternative-6087125.html
Heute ging es aber nicht um seine Parteifreunde, sondern um den Staat und was er dem kleinen Bürger alles antut oder auch nicht. Die Zuhörer sitzen gespannt in einer U- förmigen Anordnung der Tische, dem Referenten gegenüber, gespannt, sich in ihrer Politik noch einmal zu bestätigen. Die Luft ist trocken.
Jäger beginnt mit der Toleranz. Damals vor sieben Jahren, bei der Fußball WM ,sei die Welt noch in Ordnung gewesen“. Das war eine Toleranz, ein geben und ein nehmen gleichermaßen, das akzeptabel und wünschenswert sei. Hinzu kommt, dass die die Menschen auch wieder gingen, als die Meisterschaft vorbei war. Die Toleranz, die wir jetzt haben, bedeute für uns aber, dass Menschen hier her nach Deutschland kommen und machen können was sie wollen und sich nicht an die Pflichten eines „normalen“ deutschen Bürger halten würden. Dies, sei nach Jäger, keine „allgemeine Toleranz“ mehr sondern eine aufdoktrinierte „Teiltoleranz“ von oben. Was er darunter genau versteht, wie er „allgemeine Toleranz“ von „Teiltoleranz“ unterscheidet, erklärte er nicht. Es ist nur daraus zu schließen, dass er sich vorstellt zu wissen, was die Allgemeinheit will. Wie er darauf kommt ist uns unklar. So leben wir doch in einer pluralistischen Gesellschaft mit verschiedenen Meinungen und Vorstellungen. Dass er glaubt zusammenzufassen zu können, was denn nun alle wollen, die allgemeine Toleranz zu finden und zu erkennen, ist sehr naiv.

Dazu gab es dann einen ausführlichen Bericht zum Thema Wahrheit. Wie viele Medien doch schon von dem Staat kontrolliert werden. Wer entscheidet was Fake-News sind. Im gleichen Atemzug nennt er Statistiken und Zahlen, wie z.B. von der Polizei, die, wie wir wissen dem Staat unterstellt sind, um seine Thesen zu belegen. Wie können wir aber diesen Zahlen glauben, wenn uns gerade begründet wurde, dass die meisten Fakten gefälscht sind und einer linken Ideologie folgen? Diese Logik verstehen wir nicht und ist nicht zu Ende gedacht. Wenn man sich mit dem Begriff der „Wahrheit“ auseinandersetzt, wird man merken, dass es so etwas wie Objektivität nicht geben kann. Es kann nur der Versuch unternommen werden, so nahe wie möglich durch viele subjektive Wahrnehmungen an sie heranzutreten. Aber wer behaupte die Wahrheit zu kennen und allen anderen unterstellt, dass sie falsch liegen, hat sich mit dieser Problematik noch nie wirklich beschäftigt.
Weiter führte Jäger aus, dass es vor sechs Jahren für Frauen in Deutschland noch sicher gewesen sei, abends durch den Park zu gehen. Dies wäre heute nicht mehr möglich. Eine viel zu große, berechtigte Angst gäbe es vor den Flüchtlingen. Hier führt er das Beispiel der Kölner Silvesternacht an. Was er zu der Statistik sagt, dass jede dritte Frau von häuslicher Gewalt bedroht ist oder schon mal erlebt hat, hätte uns sehr interessiert. Zumal die meisten Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffe im Bekanntenkreis vorkommen.

Hier kommt der Referent zum Thema Sicherheit. Zum einen klagt er über die großen Repressionen der Polizei gegenüber der AfD, wenn vereinzelte Mitglieder wegen Volksverhetzung verurteilt werden oder das „Nicht Durchgreifen“ der Polizei gegenüber den „Linksradikalen“ die die AfD so oft angreifen würden. Zum anderen fordert er am Ende die Stärkung der Polizei. Was denn nun? Ist die Polizei nun Freund oder Feind? Auch diese Argumentation war für uns nicht schlüssig.
Mit der Polizei erwähnte Jäger auch die Strafjustiz. Nach ihm hätte diese, nach heutiger Politik, nur noch die Aufgabe der Resozialisierung (schön wärs). Die Aufgabe der Strafe, das Abschrecken und Wegsperren zur Sicherung der Bevölkerung gibt es ihm nach also nicht mehr. Und dies sieht Jäger als großes Problem, denn die Menschen aus anderen Kulturkreisen können sich nicht resozialisieren, weil ihr kriminelles Handeln an ihrer Kultur läge. „Da gibt es das Abschrecken und Wegsperren als einzige Lösung.“ Ersetzen wir das Wort Kultur durch Rasse, würde es vielleicht noch viele aufschrecken. Hört sich das schon sehr nach 1933 an? Einer Gruppe von Menschen wird eine Eigenschaft auferlegt, die ihnen angeboren sei und die sie nicht ablegen können. Ob wir da das Wort Kultur oder Rasse nehmen ist egal. Das Wort „Kultur“ bekommt heute nur eine bessere Akzeptanz, da der Bezug zur Geschichte fehlt, wie es bei dem Wort „Rasse“ der Fall ist. Anstatt sich zu fragen, warum denn Menschen klauen oder Drogen verkaufen müssen, weil sie eventuell keinen Job bekommen und nicht arbeiten dürfen, wird auf Propaganda von 1933 zurückgegriffen und sich das Leben einfach gemacht.
Zum Schluss, führte Jäger aus, man müsse mehr „Trumpen“. Und das steht wieder ganz im Kontrast zu der Aussage des zweiten Hauptteils. Dort geht er auf die ökonomische Situation der „kleinen Leute“ ein. Fast hätte man gedacht, er hätte einen Teil des kapitalistischen Wirtschaftssystems verstanden. Doch folgt bald darauf wieder rassistische Hetze. Anstatt sich zu fragen, warum die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer, hält er Trump hoch – einen Menschen der sich mit der Ausbeutung der Anderen durch wirtschaften bestens auskennt und nichts mit den „kleinen“ Leuten gemein hat. Und doch wird er als Vorbild gesehen.

Am Ende gab es großen Beifall. Die selbsternannte Erkenntnis konnte man spüren. Mir war kalt. Es gibt eine kurze Überlegung mit anderen in eine Diskussion einzusteigen. Aber über was denn eigentlich? Das Vorgetragene war nicht logisch und doch gab es Zuspruch. Sind sie blind? Haben sie solche Angst? Ist das Hass? Was lässt Menschen daran festhalten?
Sie beginnen zu diskutieren, steigern sich rein in ihre Art zu denken.
Wir stehen auf. Alle Blicke wenden sich zu uns. Es ist unangenehm und wir kommen uns vor, wie das Schaf im Wolfslager.
Sie fragen, wie es uns gefallen hat. Ich versuche zu antworten. Doch die Stimmen, die andere zum schweigen bringen, werden immer lauter. Ein neuer Versuch sich zu behaupten. Das Geräusch von zwei sich aneinander reibenden Steinen, die nicht zusammenpassen, erfüllt den Raum. Ich schweige. Wir gehen – und mit uns alle AfD-Flyer. Ein bisschen selbst behaupten können wir uns dann doch!

Da wir nichts zum schreiben dabei hatten, sind die Aussagen von Jäger und der AfD keine genauen Zitate. Wir haben im Inhalt versucht das wiederzugeben, was uns im Gedächtnis geblieben ist.

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