Eigentlich, sagt Jakob Egger, würde er viel lieber über Kunst sprechen. Doch es brauche nur ein Fahrradunfall zu passieren, und schon stehe man auf der Bühne und denke über etwas ganz anderes nach: über die Kosten dafür, über das fehlende Geld. Egger, Jahrgang 1990, ist seit dieser Spielzeit Schauspieler am Theater Ulm, in dem just die baden-württembergischen Theatertage gastieren, inklusive der Mitgliederversammlung des Bühnenvereins – und auch da ging es um Geld. Denn zwar liebt jemand wie Egger seinen Job: „Ich will das jeden Abend wieder machen, ich bin überhaupt nicht frustriert.“ Aber der Blick auf den Gehaltszettel frustriert doch: Als Berufsanfänger mit abgeschlossenem Studium verdient Egger 1850 Euro. Brutto. Davon bleiben etwa 1200 Euro.
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Category: Theorie
Statement der FdA zum G20 Gipfel in Hamburg
„Am 7. und 8. Juli 2017 werden sich erneut die zwanzig weltweit wirtschaftlich mächtigsten Staaten durch ihre jeweilig ranghöchsten Repräsentant*innen zum G20-Gipfel in Hamburg versammeln. Vorgeschobenes Ziel der Akteur*innen ist es, die krisenhaften Konsequenzen des Kapitalismus und der eigenen Politik zu lösen. Seien es die durch Kriege und wirtschaftliche Ausbeutung verursachte globale Fluchtbewegung, die Folgen der seit 2008 anhaltenden ökonomische Krise oder die Auswirkungen des Klimawandels sowie der Umweltzerstörung. In jedem Fall ist uns klar, dass es nur eine Farce sein kann, wenn uns Institutionen staatlicher Herrschaft, begleitet und vermittelt durch Medienunternehmen, Handlungsstrategien gegen soziale und ökologische Probleme versprechen.
Der G20-Gipfel gibt sich als Koordinierungsstelle gegen die vom Kapitalismus und von der eigenen staatlichen Politik erzeugten Probleme und Krisen, erhält aber tatsächlich genau die Bedingungen aufrecht, um die herrschenden Verhältnisse abzusichern. Die wirtschaftlichen Privilegien dieser Staaten werden wenn nötig auch mit militärischen Mitteln gegen andere Staaten durchgesetzt. Beispiele dafür sind der sogenannte “Ukrainekonflikt” oder der seit Jahren andauernde Stellvertreter- und Bürger*innenkrieg in Syrien. Ziel ist es zudem, die vermeintliche Legitimation der eigenen Herrschaft medial gegenüber den in den G20-Staaten lebenden Menschen herzustellen. Der unter den Augen zehntausender Polizist*innen laufende kontrollierte Protest wird, wie in Vergangenheit oftmals festzustellen war, als Teil des Spektakels vereinnahmt. Staatlich anerkannte Protestformen dienen letztlich dazu den Schein einer freien Gesellschaft zu wahren – im Gegensatz zu radikalem Widerstand, welcher tatsächlich die Strukturen von Macht, Ausbeutung und Unterdrückung angreift. Legaler Protest legitimiert also nur die vorherrschenden Verhältnisse, indem er sich unterwürfig diesen anbiedert.
Derart gestaltete Aktionsformen können im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Provokation und der Zurschaustellung von Herrschaft im Rahmen des G20-Gipfels nicht unser Ausdruck sein.
Es reicht nicht, die widerlichsten Auswüchse des herrschenden Systems als voneinander isolierte Symptome zu bekämpfen, da sich sämtliche Unterdrückungsformen gegenseitig bedingen, stützen und stärken. Daher rufen wir dazu auf, unversöhnliche und nicht vereinnehmbare Widerstandsformen zu wählen, die eine dem demokratischen Staat und dem Kapitalismus unmissverständliche Ablehnung aufzeigen. Dies kann im gemeinsamen Zusammenschluss in Hamburg selbst, im Rahmen dezentraler Widerstandshandlungen oder bei Aktionen im Vorfeld der Fall sein. Unser Ziel ist es, mediale Abbilder einer befriedeten kapitalistischen Gesellschaft rund um den G20-Gipfel zu verunmöglichen und den Preis des Spektakels in die Höhe zu treiben.
Kapitalismus, Staatlichkeit und Herrschaft werden am Ende jedoch nicht auf symbolhaften Gipfelprotesten überwunden, sondern im Alltag und unseren unmittelbaren Lebenswelten. Erreicht werden kann dies durch unsere nachhaltige allumfassende Selbstorganisation als Gleiche und von der Basis ausgehend Föderalisierte, jenseits von Hierarchien und Herrschaftsideologien. Derart gelebte solidarische Perspektiven können somit für viele Menschen zur lebbaren Alternative jenseits kapitalistischer Vereinzelung, Konkurrenz und Entfremdung werden.
Wider das Spektakel eines G20-Gipfels! Gegen die Arroganz der Herrschaft!
Für eine befreite Gesellschaft! Für die Anarchie!“
Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (IFA-IAF) im Juni 2017
https://fda-ifa.org/
Bundestag gibt Staatstrojaner für die alltägliche Strafverfolgung frei
„Die Polizei darf künftig offiziell Internet-Telefonate und Messenger-Kommunikation bei Verdacht auf eine Vielzahl von Delikten überwachen sowie heimliche Online-Durchsuchungen durchführen. Ein Entwurf dazu hat das Parlament passiert.
Strafverfolger dürfen künftig in zahlreichen Fällen verschlüsselte Internet-Telefonate und Chats über Messenger wie WhatsApp, Signal, Telegram oder Threema rechtlich abgesichert überwachen. In einem intransparenten Eilverfahren hat der Bundestag dazu am Donnerstag mit der Mehrheit der großen Koalition einen Gesetzentwurf verabschiedet. Zudem erhält die Polizei die Befugnis, beim Verdacht auf „besonders schwere Straftaten“ heimlich komplette IT-Systeme wie Computer oder Smartphones auszuspähen. Dafür ist es nötig, die Geräte der Betroffenen mit Schadsoftware in Form sogenannter Staatstrojaner zu infizieren. Damit wird die IT-Sicherheit laut Experten allgemein untergraben.
Überwachung gegen verschiedenste Delikte
Mit der Initiative, gegen die Linke und Grüne und zwei SPD-Abgeordnete stimmten, schafft der Gesetzgeber umfassende Rechtsgrundlagen für die Quellen-Telekommunikationsüberwachung (Quellen-TKÜ) und die heimliche Online-Durchsuchung in der Strafprozessordnung (StPO). Ermittler sollen mit dem ersten Instrument laufende Kommunikation „an der Quelle“ abgreifen dürfen, bevor sie ver- oder nachdem sie entschlüsselt wurde.
Als Voraussetzung dafür gilt der breite Straftatenkatalog aus Paragraf 100a StPO, der auch das Abhören klassischer Telefonate oder den Zugriff auf E-Mails regelt. Die Liste fängt mit Mord und Totschlag an, reicht aber über Steuerdelikte, Computerbetrug, Hehlerei bis zu einem Vergehen, bei dem jemand einen Flüchtling zu einer missbräuchlichen Asylantragsstellung verleitet.
[…] Jörn Wunderlich machte bei der abschließenden Lesung für die Linke eines der „invasivsten Überwachungsgesetz der letzten Jahre“ aus, das „mit Worten jenseits der Fäkalsprache nicht mehr zu beschreiben ist“.“
Link zum vollständigem Artikel.
Betroffen davon sind vermutlich auch politische Gruppen, welche unliebsam sind. Da schon der Verdacht ausreicht kann quasi alles herangezogen werden, um an Informationen über oppositionelle Gruppen zu kommen.
Zum Thema Gewalt
Diese oft geführte Debatte über Gewalt ist eine immer Wiederkehrende. Vor allem im bürgerlichen , sowie im linken Spektrum flammt sie nach Ausschreitungen auf Demonstrationen in Deutschland auf, was vor allem auch der Presse zu verdanken ist. Bemerkenswert sind vor allem drei Positionen:
– Die häufigsten Reaktionen sind Distanzierungen, Skandalisierung und das Aufzählen von möglichst hohen Zahlen, was den Sachschaden und die Verletzten angeht. Hier ist anzumerken, dass diese vermeintlich pazifistische Äußerung, die oft im Text irgendwo auftritt ziemlich verlogen ist. Das sieht man vor allem an der Berichtserstattung der gleichen Zeitung über Ausschreitungen in Ländern mit einer vermeintlich schlechten Regierung, bei denen dann die Schuld der Eskalation beim bösen Regenten liegt. Die Aktionen (oder Reaktionen) der Aktivisten sind dabei oft die Gleichen: brennende Autos, fliegende Steine usw. Das Ziel ist hier oft bloß das Entpolitisieren von Aktionen oder das Schaffen von Schlagzeilen.
– Auch nicht selten ist zu lesen, dass die Forderungen berechtigt seien, die Form des Protestes aber die Falsche sei. Das ist vom Schreibtisch eines Linksliberalen schnell geschrieben, vor allem, wenn dieser sich in den Protest nicht einbringt oder dies zwar tut, aber mit weitaus weniger radikalen Forderungen als die „RandaliererInnen“. Der Pazifismus ist hier bürgerlich. Die meisten Bürgerlichen sind zwar für eine Gesellschaft ohne Kriege, vielleicht auch noch für eine ohne Gewalt, sehen für die Erfüllung dieses Ideals aber den Staat in Verantwortung und wollen keine radikale Veränderung im System. Ihre Forderung bezieht sich lediglich auf die Abschaffung eines Symptoms – die Folge einer eh schon auf Gewalt beruhenden Gesellschaftsordnung -, scheitert aber am Ignorieren der Ursache.
– Die Dritte der Positionen ist die Anarchistische. Diese besteht, einfach gesagt, aus den Befürwortern von Gewaltanwendung als politisches Mittel und aus solchen, die dagegen sind. Dieser Text soll diese Debatte nicht beenden, sondern zur Kontroverse beitragen. Der Streit um dieses Thema ist sehr wichtig und sollte von all jenen geführt werden, die bereits eine politische Ausrichtung haben. Als Ausgangspunkt setzen wir hier eine freiheitliche Utopie, beziehungsweise die Ablehnung der jetzigen Ordnung voraus.
Vor allem besteht der Text aus eigenen Ansichten oder aus Argumenten, die wir zwar nicht selber vertreten, aber für eine Diskussion halten.
Linksfaschisten sind genauso Scheisse wie die Nazis damals
„Linksfaschisten sind genauso Scheisse wie die Nazis damals“
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Menschen, die unsere Aktionen teilen, sich für sie aussprechen und unterstützen. Doch es gibt immer wieder vereinzelte Menschen, die mit leeren Worten versuchen, unsere Aktionen zu kommentieren. „Linksfaschisten sind genauso Scheisse wie die Nazis damals“, „AntiFA Terror“. Immer wieder kommt der Vergleich mit dem Nationalsozialismus. Links und Rechts sei gleich. Zu viel Extremismus sei nicht gut.
Das schreit förmlich nach der Extremismustheorie. Diese behauptet, die Norm sei die bürgerliche Mitte. Dann gibt es noch Randerscheinungen. Diese sind zum einen Links und zum anderen Rechts. Je weiter man sich von der Mitte entfernt, umso extremer ist man. Bei dieser Theorie kommt es zu einer Gleichsetzung, ohne dass auf die Inhalte eingegangen wird.
Sicherlich können Rechte und Linke ähnliche Handlungen tätigen, aktuell gut erkennbar an der Identitäten Bewegung, die „linke“ Aktionsformen übernimmt. Doch viel wichtiger als die Aktionsform selbst ist der Grund, warum etwas gemacht wird.
Rechte blockieren einen Bus in dem Geflüchtete sitzen, denn sie wollen diese nicht in „ihrem“ Land haben. Linke blockieren ein Polizeiauto, das auf dem Weg ist, einen Geflüchteten abzuholen um ihn abzuschieben. Rechte möchten ihre eigene „Rasse“ oder im Neudeutschen „Ethnie, Kultur“ schützen. Linke wollen einen Menschen schützen, der mit großer Wahrscheinlichkeit in dem Land, in das er abgeschoben werden soll, umgebracht wird.
Die Art und Weise, wie Linke und Rechte handeln sind zum Teil ähnlich – der Inhalt jedoch ist ein komplett anderer.
Zudem wird behauptet, dass alles, was die bürgerliche Mitte macht, in Ordnung und normal ist. Als Mitte werden meist Parteien wie die CDU, CSU, FDP, SPD und mittlerweile auch die Grünen und zum Teil die LINKE bezeichnet.
Hier stellen sich uns die Fragen:
Ist das die „gesunde Mitte“, wenn Gesetzte beschlossen werden, dass Menschen in nicht sichere Herkunftsländer, wie z.B. Afghanistan oder Gambia, abgeschoben werden sollen? Wenn Länder als sicher erklärt werden, in dem einzelne Gruppen, wie Roma, unter großer Verfolgung leiden (im Nationalsozialmus wurden 90 Prozent der in Europa lebenden Sinti und Roma von den Nazis ermordet)?
Wenn aus der Folge der Politik Menschen im Mittelmeer ertrinken?
Mit Staaten wie Türkei und Libyen, von denen man weiß, dass sie gezielt Menschen unterdrücken und foltern , verschiedene Verträge aushandelt werden?
Ist das die Norm? Ist das in Ordnung? Wollen wir das akzeptieren? Wollen wir schweigend zusehen, was hier passiert?
Für uns ist die sogenannte Mitte nicht hinnehmbar. Die Rechten schreien und fordern die Abschiebung. Der Staat und die an der Macht stehenden Parteien schieben ab. Wenn rechtes Gedankengut nur als eine Randerscheinung dargestellt wird, dann wird das Problem, dass wir gerade einen sehr großen Rechtsruck haben, verkannt. Die Rechte Bewegung ist schon lange nicht mehr nur eine kleine Gruppe von Menschen. Von ihr gehen Mordversuche aus und werden Anschläge geplant. Der Verfassungsschutz schaut zu und unterstützt sie noch dabei, in dem Tatsachen verheimlicht und beweislastige Akten vernichtet werden. Und die Politik nimmt das rechte Gedankengut noch auf und führt es aus. Zudem ist rechtes Gedankengut auch in der selbsternannten Mitte der Gesellschaft häufig anzutreffen und selbst Spitzenpolitiker von DIE LINKE schrecken nicht vor Forderungen nach einer Obergrenze zurück.
Wann ist es an der Zeit aktiv zu werden?