Am 01. Juli um 20 Uhr findet eine Demo gegen den Leise e.V. und für eine lebendige und diverse Stadtkultur in Ulm statt. Treffpunkt ist der Karlsplatz in Ulm.
Der Leise e.V. bzw. der Verein Leben in der Stadt legt Kulturschaffenden und ihren Räumen in Ulm immer wieder Steine in den Weg, zuletzt dem Cabaret Eden.
Aus diesem Anlass haben wir mal wieder einen Text verfasst, mit dem wir zu dieser Demo aufrufen wollen:
Menschen, die draußen sitzen, mit Freund*innen den Abend verbringen, wenn die Temperaturen es anfangen zu erlauben. Das Leben genießen. Reden und lachen.
Menschen, die auf dem Weg zum feiern sind.
Die sich die Nächte um die Ohren schlagen. Dinge erleben wollen. Tanzen. In der Musik aufgehen und für ein paar Stunden den Alltag vergessen.
Sommernächte, in denen Stimmen von den Straßen durch offene Fenster in die Häuser dringen.
Das ist vielleicht nicht die Kunstgalerie. Nicht Mozart, nicht Goethe.
Aber das ist auch Kultur.
Das ist Stadt
und das bedeutet Leben in der Stadt.
Eben dieses nebeneinander und miteinander.
Was der Verein „Leben in der Stadt“ durchzusetzten versucht, hat damit rein gar nichts zu tun.
Sie wollen möglichst unberührt bleiben, von den Leben und Lebensrealitäten anderer Menschen. Wollen nicht mitkriegen, dass sie nicht alleine sind in ihrer Eigentumswohnung an der Stadtmauer.
Und immer wieder sind es die gleichen Menschen, die ins Visier des Leise e.V. geraten. Es sind Jugendliche, Menschen ohne Wohnsitz und alle, die nach 22 Uhr noch draußen sind. Oder auch laut Vorstandsmitglied Ursula Girmond die „orientalische Düfte der Wasserpfeifen, die es zusammen mit der Lautstärke der vielen Menschen nicht mehr zulassen, dass die Bewohner abends die Fenster öffnen können.“
Der Leise eV erreicht immer wieder, dass Lokale geschlossen, Außenbereiche nicht mehr betrieben und sogar öffentliche Räume, wie der Duftgarten, wo mensch sich ab 22 Uhr nicht mehr aufhalten darf, unzugänglich gemacht werden. Ordnungsbehörden und Stadt leisten den Wünschen des Vereins gerne folge. Geht es doch um Gruppen von Menschen, die auch ihnen ein Dorn im Auge sind. Wünschen auch sie sich eine aufgeräumte und ruhige Stadt.
Der Leise eV übt einen gewaltigen Einfluss auf das Leben aller Menschen in dieser Stadt aus. Vertritt dabei allerdings nur die Interessen einer sehr kleinen priviligierten Gruppe an Menschen. Es geht ihnen nicht darum, dass das Leben in der Stadt für alle Menschen lebenswert bleibt. Es geht ihnen nicht darum, dass Jahr für Jahr mehr grün aus der Stadt verschwindet und durch Beton ersetzt wird. Es geht ihm nicht darum, dass die Mieten ins Unermessliche steigen, dass sich immer weniger Menschen Leben in der Stadt überhaupt leisten können. Es geht ihnen nicht darum, dass jedes vierte Kind in Ulm als arm gilt, nicht darum, dass die auch wachsende Zahl an Wohnungs und Obdachlosen Menschen in dieser Stadt das Recht auf eine (Wohn-)Raum verdienen.
Es geht ihnen allein darum, dass sie in ihrer Wohlfühlblase von alledem nichts mitbekommen.
Dabei sind das die Dinge, die einen Verein, der sich Leben in der Stadt schimpft, beschäftigen sollten.
Der Leise eV. ist in seinen Ansichten und Äußerungen selbst nur ein Symptom dieser spießbürgerlichen Gesellschaft, die in ihrer Gesamtheit von diesen Problemen nichts mitbekommen möchte, sich nur darum schert, wenn das eigene Wohlbefinden davon gestört wird.
Ja, die Stadt als Ort, an dem viele unterschiedliche Menschen leben, ist nun mal laut, weil eben nicht nur die Mitglieder des Leise e.V. Auszeit und Abschalten von dieser vor Ungerechtigkeit schreienden Welt suchen und eben nicht alle dies bei einem Glas Chardonnay auf dem Balkon in der Altstadt finden können.