Seebrücken Kundgebung

Gestern fand eine kurzfristig angekündigte Kundgebung der Seebrücke Ulm statt. Obwohl nur zwei Tage zwischen Ankündigung und Kundgebung lagen waren mehrere Hundert Menschen vor Ort. Wir und die Menschen von der Seebrücke haben auf 300 bis 400 geschätzt, Presseberichte sprechen von 500 Teilnehmenden.

Es ist schön, dass so viele Menschen wie noch nie an Kundgebungen der Seebrücke teilnehmen. Doch es ist unerträglich dass wir seit Jahren wegen den gleichen Thema auf die Straße gehen und sich kaum was verändert.

Das war auch Teil des Redebeitrages den eine Aktivist*in von uns gestern hielt. Hier die Deutsche Textversion, darunter die englische Version:

Wir stehen heute wieder hier.

Aus den gleichen Gründen, aus denen viele von uns schon im April hier standen.
Der humanitären Katastrophe und dem vollkommenen Versagen der EU im Umgang mit Geflüchteten. Auch aber nicht nur in Moria.
Die Menschen dort sind nicht erst seit wenigen Tagen obdachlos. Sie sind es seit Jahren. Und seit Jahren hören wir die immergleichen Phrasen.

  • Es müsse Kontingente geben.
  • Es brauche eine europäische Lösung.
  • Ja aber wir haben doch das Dublin Abkommen, da sind uns die Hände gebunden

Und seit Jahren passiert nichts.
Wir wissen um die schrecklichen Zustände in den Massenunterkünften.
Wir wissen über die Versklavung Geflüchteter im Rahmen ihrer Flucht, über Folter in lybischen Lagern.
Wir wissen, dass 10.000nde im Mittelmeer ertrinken.

Und es passiert nichts.

Die Massenunterkünfte an den europäischen Außengrenzen gibt es immenoch.
Über Seenotrettung wird kontrovers diskutiert. Die die sie übernehmen der Schlepperei angeklagt.
Die europäischen Länder, denen es ihre geographische Lage erlaubt, sitzen die Sache aus.
Die deutsche Politik eiert rum. Will mal hier mal dort ein paar wenige Minderjährige ins Land lassen.
Große Teile der Zivilgesellschaft schweigen. Nach dem Motto was ich nicht sehe, ist nicht da.

Den 13.000 Menschen, deren Perspektive jetzt noch trostloser, deren Lebensbedingungen noch katastrophaler geworden sind. Denen wird auch noch die Schuld an dem Brand gegeben, der sie dem wenigen, was sie vielleicht noch hatten auch noch beraubte.

Das ist nicht mehr als menschenverachtender Zynismus.

Doch selbst, wenn die Menschen aus Moria alle irgendwie menschenwürdig dezentral untergebracht werden würden. Können wir das Thema Migration nicht einfach zu den Akten legen und zur Tagesordnung übergehen. Denn weiterhin werden Tag für Tag Menschen den entschluss aufzubrechen fassen, alles hinter sich lassen. Da der Ort, an dem sie bisher lebten für sie verloren ist. Es sind fehlende Perspektiven, Konflikte und nicht zuletzt der Klimawandel, der Regionen unbewohnbar macht und machen wird.

Auch wenn es sich einige wünschen das Thema geht nicht weg, nicht morgen und nicht in 10 Jahren.

Free the ships,
leave no one behind,
Wir haben Platz