Seit mehreren Wochen läuft nun der Prozess gegen die 5 Nazis aus Dellmensingen, die angeklagt sind wegen einem antiziganistischem Mordversuch an einer Familie. Mittlerweile läuft das Verfahren nur noch in Bezug auf die Straftat „Nötigung“ und das Gericht prüft, ob das Verfahren ausgeweitet wird auf Nötigung gegen alle Personen, die auf dem angegriffenen Platz wohnten (über 30 Menschen). Der Mordversuch als solches kann vermutlich nicht mehr vor Gericht nachgewiesen werden, auch wenn dieser nahe liegt.
Die fünf Angeklagten sind wegen dieser Änderung nach 10 Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen worden und vier trafen sich öfter miteinander und mit ihren Nazifreunden. Die vor Gericht geheuchelte Reue flog durch antifaschistische Recherche auf und durch Unterstützung von Dritten. Das zeigt, dass eine kritische Prozessbegleitung notwendig ist. Auch um eine öffentliche Debatte zu erreichen ist diese unabdingbar. Deswegen ist es um so erschreckender, dass der Prozess kaum Beachtung findet und weder Stadträte, Parteien, Vereine oder andere Gruppen dieses Thema aufgreifen. Einzelne Ausnahmen gibt es immerhin.
Wir haben zwei Artikel veröffentlicht. In der Konkret (kurze Zusammenfassung, Bild) und Gaidao (längerer Bericht, Link Titelblatt und S. 32: https://fda-ifa.org/Gai-Dao.pdf) .
Konkret:
Zwischenbericht Rechte Umtriebe Ulm: https://rechteumtriebeulm.blackblogs.org/2020/07/09/prozesstag-10-11-dellmensingen/
Text zum Prozessauftakt: https://kollektiv26.blackblogs.org/2020/05/11/antiziganistischer-angriff-erbach-gerichtsbeginn/
Die SSV Ultra Gruppe Nebulosa Imperio hat sich öffentlich von den Tätern distanziert „die Täter des Fackelwurfs auf eine Roma-Familie in Dellmensingen als Mitglieder der ‚Ultras‘ bezeichnet werden. Diese Behauptung ist schlichtweg falsch!“
Das verdeutlicht wieder einmal: Mindestens 4 Täter sind nicht nur Ultras oder Fußballfans. Sie sind Hooligans. Ein Statement des SSV oder der Mannschaft bleiben bisher aus. Gesamtes Statment hier ]
Der Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg (ein Video über jeden Prozesstag auf Facebook und wissenschaftliche Auswertung), die Leuchtlinie Baden-Württemberg, Robert Andreasch, NSU Watch, Rechte Umtriebe Ulm sowie das Kollektiv.26 – Autonome Gruppe Ulm verfolgen das Prozessgeschehen und solidarisieren sich mit den Betroffenen.