75 Jahre Kriegsende

Wir haben zum Gedenken und Nachdenken einen Film erstellt:

Ohne Untertitel: https://vimeo.com/user124199420/review/463403723/5c8aeeaf9d

Deutscher Untertitel: https://vimeo.com/468587503

Englischer Untertitel: https://vimeo.com/466546892

Der 8. Mai ist für viele der, von den nationalsozialistischen Deutschen, Verfolgten der Tag der Befreiung. Für einige real, für viele symbolisch und für zu viele noch nicht. Entscheidend dabei war der Verlauf der Frontlinien und der Bruch oder die Weiterführung des Unrechts. Real war die Befreiung an dem Tag für jene, die aus Lagern und Fabriken befreit wurden, symbolisch betrachtet werden kann der Tag für all jene, die an anderen Tagen befreit wurden, wie beispielsweise die Zwangsarbeiter*innen in Ulm am 25. April 1945 durch amerikanische Truppen. Keine vollständige Befreiung war es zum Beispiel für Homosexuelle, welche auch in Ulm noch lange Zeit nach dem Kriegsende (auf andere Weise) schikaniert wurden.

Nicht befreit, sondern besiegt wurden jedoch die Faschisten, also der große Teil der Deutschen. Und so sieht auch oft das Gedenken aus: Die Deutschen sind Opfer, ob in Dresden, Pforzheim oder Ulm. Das Gedenken bringt unschönes zu Tage. Einen mangelnden Bruch mit dem Faschismus, eine unzureichend bis nicht stattgefundene Entnazifizierung und eine fragwürdige Erinnerungskultur. Eine geschichtswidrig propagierte „Stunde Null“ gab es nie, eine angemessene Aufarbeitung der Verbrechen und ein darauf aufbauendes Gedenken ist weiterhin zu vermissen. Am Beispiel Ulm/Neu-Ulm soll dies der Film zeigen. Anlass ist die Ausstellung „ENDE // ANFANG: Neu-Ulm 1945“ des Neu-Ulmer Stadtarchivs in der Stadtbücherei. Statt 75 Jahre Befreiung und Aufarbeitung der Verbrechen: 75 Jahre Bombardierung, mit den Deutschen als harmlosen Opfern und im Aufbau als großartigen Helden.

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Bombadierung von Ulm vor 75 Jahren

Heute vor 75 Jahren kam es zum Luftangriff auf Ulm, bei welchem 1.763 der 12.756 Gebäude in der Stadt unbeschadet blieben. Das Ulmer Münster blieb stehen und ragte über den umgebenden Ruinen empor.

Dieser Luftangriff traf die Ulmerinnen völlig zurecht. Zwar trafen die Bomben sicher auch die ein oder andere unschuldige Person, jedoch stand der allergrößte Teil der Bevölkerung hinter dem Krieg und hinter Hitler. Halfen diesem an die Macht zu kommen, schauten dabei zu (oder auch weg), während Nachbarn verschwanden, Rauch aus den Schornsteinen der KZs stieg und der Besitz der deportierten und ermordeten Jüdinnen an die deutschen verschachert wurde.

Viele waren vor Hitler schon Antisemitinnen, Völkisch und autoritätsbegeistert, und viele waren es auch im Nachhinein. Die Meisten schwiegen über die Verbrechen im Anschluss, versuchten sie zu vertuschen oder zu rechtfertigen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Antisemitismus ist weit verbreitet und nicht erst seit AfD sind autoritäre Ansichten weit verbreitet. Ein angemessenes Gedenken, eine angemessene Aufarbeitung – insofern das überhaupt möglich ist, angesichts der Ausmaße an Grausamkeit der Verbrechen – hat es bis heute nicht gegeben.

Heute, nach 75 Jahren wollen wir deswegen in Erinnerung rufen, dass dort eine Bevölkerung von Tätern bombardiert wurde, dass das notwendig war, um diesen Verbrechen ein Ende zu bereiten.

Wir werden auch weiterhin gegen jegliche autoritären, faschistischen und antirationalen Tendenzen aktiv sein und für eine emanzipatorische Gesellschaft eintreten.