Bombadierung von Ulm vor 75 Jahren

Heute vor 75 Jahren kam es zum Luftangriff auf Ulm, bei welchem 1.763 der 12.756 Gebäude in der Stadt unbeschadet blieben. Das Ulmer Münster blieb stehen und ragte über den umgebenden Ruinen empor.

Dieser Luftangriff traf die Ulmerinnen völlig zurecht. Zwar trafen die Bomben sicher auch die ein oder andere unschuldige Person, jedoch stand der allergrößte Teil der Bevölkerung hinter dem Krieg und hinter Hitler. Halfen diesem an die Macht zu kommen, schauten dabei zu (oder auch weg), während Nachbarn verschwanden, Rauch aus den Schornsteinen der KZs stieg und der Besitz der deportierten und ermordeten Jüdinnen an die deutschen verschachert wurde.

Viele waren vor Hitler schon Antisemitinnen, Völkisch und autoritätsbegeistert, und viele waren es auch im Nachhinein. Die Meisten schwiegen über die Verbrechen im Anschluss, versuchten sie zu vertuschen oder zu rechtfertigen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Antisemitismus ist weit verbreitet und nicht erst seit AfD sind autoritäre Ansichten weit verbreitet. Ein angemessenes Gedenken, eine angemessene Aufarbeitung – insofern das überhaupt möglich ist, angesichts der Ausmaße an Grausamkeit der Verbrechen – hat es bis heute nicht gegeben.

Heute, nach 75 Jahren wollen wir deswegen in Erinnerung rufen, dass dort eine Bevölkerung von Tätern bombardiert wurde, dass das notwendig war, um diesen Verbrechen ein Ende zu bereiten.

Wir werden auch weiterhin gegen jegliche autoritären, faschistischen und antirationalen Tendenzen aktiv sein und für eine emanzipatorische Gesellschaft eintreten.

 

Ausführungen zur sogenannten Grauzone

Unsere Ausführungen zur sogenannten Grauzone am Beispiel eines in der Region stattfindenden Festivals: In diesem Jahr findet bereits zum zweiten Mal das „Rock Dein Leben“-Festival in Laichingen statt.

Auch dieses Mal sind wieder Bands auf dem Line-up, welche durchaus problematisch sind. Im Folgenden wollen wir beleuchten, warum das der Fall ist und warum wir der Ansicht sind, dass der Laichinger Segelflugverein diesem Festival nicht den Ort zur Verfügung stellen sollte.

Wir rufen auf zu Protesten:

– Laichingen Marktplatz, 20.07. um 14 Uhr
– Winnenden Bahnhof, 26.07. um 19 Uhr

Alles Nazis, oder was?
Wir bezeichnen die Bands definitiv nicht als Nazis, das wäre viel zu einfach und falsch. Klassische Nazis sind in der Regel neben ihrem Gedankengut gut organisiert und gewalttätig.
Das trifft weder auf die Bands noch das Publikum des Festivals zu. Ein offenes Bekenntnis zu rechtsradikalem Gedankengut bleibt aus. Vielmehr findet eine Distanzierung von diesem statt. Dennoch gibt es Inhalte, Aussagen und Vernetzungen, welche in unseren Augen offenzulegen und anzugreifen sind.
Das gesamte Festival ist ein Sammelsurium der sogenannten Grauzone, auch bezeichnet als „rechte Lebenswelten“. Mit der Grauzone sind Schnittstellen zwischen der gesellschaftlich anerkannten Mainstream-Musik und der rechtsextremen Szene gemeint. Die verschiedenen musikalischen Milieus der Grauzonen vertreten rechte Ideologieelemente und haben zum Teil ernstzunehmende ästhetische, historische oder strukturelle Verstrickungen mit extremen Rechten. Damit wird der Eintritt zu dieser Szene durch Musik ermöglicht. Daher muss Kritik bereits dort ansetzen, wo menschenfeindlichen Positionen Zugang gewährt wird und eine Normalisierung völkischer und sexistischer Positionen stattfindet.

Konkret kritisieren wir folgende Punkte:

– Stereotype Rollenbilder und sexistische Geschlechterklischees
– Verstrickungen in das rechtsextreme Milieu einiger Bands
– Völkische Weltbilder (Blut-und-Boden-Ideologie antisemitische Elemente, Bezug zur „Volksgemeinschaft“, …)
– Image und selbst gewählte Opferrolle primär als Aufmerksamkeitsfaktor (= Gewinnsteigerung)

Stereotype Rollenbild und sexistische Geschlechterklischees:

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RECHTS ROCKT NICHT – Nicht in Laichingen, nicht in Winnenden

Mit dem politischen Rechtsruck hat eine musikalische Lebenswelt an Zulauf erfahren. Bands wie Frei.Wild und Unantastbar können mit völkischem und sexistischem Liedgut ganze Hallen füllen und kassieren ordentlich ab. Diese Geldmengen ließen so manche politische Überzeugung vergehen.

So veranstaltet seit 2018 die ProTradeIntegra GmbH (Träger des ehemaligen Punkrockversandes Nix-Gut) das rechtsoffene Festival „Rock dein Leben“ in Laichingen nahe Ulm, wo bisher Bands wie Frei.Wild oder Krawallbrüder auftraten. Die in Winnenden ansässige GmbH ist auch für den bundesweiten Vertrieb von Frei.Wild verantwortlich und betreut auch den KB-Records-Mailorder, welcher noch einschlägigere Bands führt.

In den Texten der Bands finden sich Blut und Boden Ideologie, völkische Weltbilder und sexistische Geschlechterklischees. Offen wird auch sexualisierte Gewalt gegen Frauen besungen oder Bezug auf antisemitische Verschwörungsidiologie genommen. Bei einigen Bands lassen sich auch Verstrickungen in die rechte Szene nachweisen.

Diese Entwicklung ist Teil einer Kultur, welche den Bereich dessen, was sagbar ist („das wird man ja noch sagen dürfen“), immer weiter nach rechts verschiebt. Einer Kultur, welche unterschwellig völkisches und antifeministisches Gedankengut reproduziert und von Neofaschisten Applaus erhält.

Diesen Anknüpfungspunkten rechter Mobilmachung wollen wir eine feministische, internationalistische und solidarische Perspektive entgegen setzen.

Gegen jeden Nationalismus und Antifeminismus!

Den (musikalischen) Rechtsruck stoppen!


Am 20.07. um 14Uhr auf dem Marktplatz in Laichingen

Am 26.07. um 19Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Winnenden

Weitere Infos:
Ausführlicher Text über die Hintergründe von „Grauzone“ und dem Festival: http://nichgut.blogsport.eu/2019/06/20/ausfuerungzurgrauzone/
Texte vom letzten Jahr, Flyer: nichgut.blogsport.eu

Supported:
Kollektiv.26 – Autonome Gruppe Ulm
ALARM – Antifaschistische Linke [Antiautoritäre] Rems-Murr
Ernst-Bloch-Uni Tübingen
OAT Konstanz
DIE LINKE Ulm / Alb-Donau
Alb Offensive
SJD – Die Falken Ulm
Libertäres Bündnis Ludwigsburg (LB)²
Reclaim Your Streets Rv Rys
ROSA – Reutlingen for organisation, solidarity and actions
Konzertgruppe Strukturell Gemein
Antifa-Referat der Ernst-Bloch-Uni Tübingen
Libertäres Treffen Rems-Murr (libertaerestreffen(öt)riseup.net)
Zusammen gegen Rechts – Rems-Murr