Ulm: Protest gegen AfD und andere Nazis

Unsere in einem Tag auf die Beine gestellte Kundgebung heute in Ulm war ein Erfolg! +30 Leute waren da.

Nach einer Rede lösten wir auf und es kam zu spontanen Protesten in Sicht- und Hörweite, die uns das Ordnungsamt nicht ermöglicht hatte, der noAfD mit ca. 100 Personen!

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Pflege und Corona-Virus

In der aktuellen COVID-19 (die Erkrankung, die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst wird) „Krise“ sind alle Prekarisierten besonders betroffen. Dazu zählen Leute mit geringem Einkommen, welche nicht mehr in den nun geschossenen Tafelläden einkaufen können, Geflüchtete, welche gezwungener Maßen unter schlechten Bedingungen leben müssen, auf Stundenbasis Bezahlte in der Gastronomie, Leute die (oft auf Grund vom Einkommen) den Nahverkehr nutzen müssen, Kranke, zu Pflegende, Gefängnisinsass*innen, welche direkt an der (Teil)Privatisierung und dadurch schlechte Unterbringung in den Einrichtungen leiden. Besonders betroffen sind auch Prostituierte, ohne Absicherung und nun belegt mit einem Berufsverbot. … Die Liste ist wohl kaum abschließbar.

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Antisemitismus, Verschwörungsideologie und Grauzone

Vergangenes Jahr gab es leider das Rock dein Leben Festival“ in Laichingen, bei welchem Frei.Wild und einige andere Bands spielten. Das Sammelsurium aus der Grauzone und den rechten Lebenswelten ist abzulehnen und die Auftritte zwar nicht zu verbieten, so dann doch zumindest nicht zu ermöglichen. Das versuchten wir vergebens den Betreibern des Segelplatzes in Laichingen, dem Bürgermeister der „Stadt“ und einigen anderen Gruppen klar zu machen. Das Festival soll es wieder geben, genaue Infos zu allen Bands gibt es noch nicht. Wir wollen hier einen der Texte veröffentlichen, die in mühseliger Arbeit entstanden sind und sich auf Blogsport befinden, welches bald offline geht. Warum wir de Grauzone als zu bekämpfen verstehen:

 

Die Band BRDigung bedient sich, wie der Name schon andeutet rechten Verschwörungsideologien, welche antisemitisch sind und auch in der „neuen Rechten“ sich einer gewissen Popularität erfreuen.

 

„Aber es gibt keine Antisemiten mehr.“ [1]

„Weil Antisemitismus durch die Schoa irgendwie diskreditiert wurde, muss er sich verstecken. Gegen alle geht es, nur nie gegen Juden. »Antisemit« ist der schlimmste Vorwurf – aus dieser Ecke kommt niemand raus.“ [2]

Neben den antisemitischen Anspielungen, welche wir in Bezug auf Frei.Wild bereits erwähnten, sticht vor allem „BRDigung“ mit Antisemitismus hervor. In den beiden Liedern „NWO 2020“ (new world order) und „Geld regiert die Welt“ zeigt sich: Rock dein Leben fördert Antisemitismus. Im ersten Lied, dessen Titel auf eine angeblich neue Weltordnung verweist, welche „von denen da oben“ heimlich organisiert und geplant wird, wird allein schon durch den Namen des Liedes eine Reihe von rechten Assoziationen aufgerufen. Der Text wird aber so klar, dass diese hier nicht weiter auszuführen sind: „Sie haben Pläne für mich,/ sie haben Pläne für Dich/ und mit jeder neuen Impfung, spritzen sie ihr Gift./ Also kenne deine Feinde, /sie sind näher als man denkt,/ im September haben sie zwei Türme in New York gesprengt.“ Dabei ist es kein Wunder, dass diese Feinde nicht genannt werden, denn es ist allen, die angesprochen werden sollen unmittelbar klar. Es sind die Feinde, die alle kennen, und von denen man weiß, dass ihr Name auszusprechen verboten sei. Und wer es immer noch nicht weiß, dem helfen die folgenden Strophen: „keine Schranken für die Banken,/ freie Völker auf die Knie“. Hier handelt es sich eindeutig um Antisemitismus, die Juden, die mit dem Geld und den Banken identifiziert werden, deren Machenschaften im Geheimen geplant werden. Diese doch so alten Gerüchte über die Juden werden genannt, um den eigenen Antisemitismus und die eigene Judenfeindschaft hinter ihnen zu verstecken. Besonders auffallen sollte dabei der Verweis auf den Mythos der Brunnenvergifter, den es schon im mittelalterlichen Antijudaismus gab („und mit jeder neuen Impfung, spritzen sie ihr Gift“). Im Zusammenhang der NWO-Verschwörungsideologie werden auch regelmäßig die Familie Rothschild, welche für „die reichen Juden“ stehen soll genannt oder zum Teil wird auch in diesem Sumpf komplett offener Antisemitismus betrieben.

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Inhalt Feministisches Wochenende

Bini Adamczak:
Vor 101 Jahren brach die Russische Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren. Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in der Pfanne. Es war – auch – eine queer-feministische Revolution. Sie brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige Schritte zur Auflösung der Familie. Das kommunistische Glück, ohnehin von einer maskulinen Norm getrübt, hielt nicht lange. Und scheiterte schrecklich. Aber das in der Revolution gegebene Versprechen bleibt lebendig, es ist – offenkundig – noch lange nicht erfüllt. Laut Alexandra Kollontai, erste Ministerin der Moderne, ist es das Versprechen auf eine Welt, deren gesellschaftliche Bindungen von umfassender Zärtlichkeit sind. Sodass die Welt keine Flucht in die Liebe, weil keine Angst vor der Einsamkeit mehr kennt.

Bini Adamczak, freie Autorin, liest aus ihrem neusten Buch «Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende». Aus einer feministischen Perspektive wird die russische Revolution und die der 1968er Bewegung betrachtet und beide in ein Verhältnis gesetzt. Können dabei Schlussfolgerungen für eine kommende Revolution gemacht und Anforderungen an einen modernen Feminismus gestellt werden? Diesen und anderen Fragen gehen wir am Freitag, 6.9., um 18 Uhr im Club Orange (EinsteinHaus Ulm) nach.

Bini Adamczak lebt in Berlin und arbeitet als Autorin und Künstlerin zu politischer Theorie, queerfeministischer Politik und der vergangenen Zukunft von Revolutionen. Zum Thema veröffentlichte sie 2017 das Buch «Beziehungsweise Revolution: 1917, 1968 und kommende» (edition suhrkamp, 2017).

Veronika Kracher:
Antifaschistische Gruppen und Organisationen betrachten sich selbst häufig als Pioniere zu einer Gesellschaft, die den Kapitalismus überwunden hat. Wenn es jedoch um eine Kritik an den Geschlechterverhältnissen geht oder darum, die eigene patriarchale Sozialisation zu überwinden, scheinen zahlreiche Genossen überfordert. Sexismus, die Reproduktion von traditionell männlichen Verhaltensweisen, das Nutznießen der eigenen Position und sogar sexuelle Übergriffe finden leider auch innerhalb sich emanzipatorisch begreifender Strukturen statt, und selbst Frauen* lehnen als feminin codiertes Auftreten ab. Feministische Kämpfe müssen gegen den Widerstand in den eigenen Reihen ausgefochten werden.

Die Journalistin Veronika Kracher gibt einen Überblick über die ideengeschichtliche Entwicklung feministischer Theorie und Praxis innerhalb der radikalen Linken, setzt sich mit innerlinken Problematiken bezüglich der Geschlechterfrage auseinander und fragt, ob antifaschistischer Kampf und ein „mackerhafter“ Habitus denn so zwingend miteinander einhergehen müssen.

Veronika Kracher ist freie Journalistin für die Konkret, Jungle World und taz. Ihr Fokus liegt auf marxistisch-feministischer Gesellschafts- und Kulturtheorie.

Ausführungen zur sogenannten Grauzone

Unsere Ausführungen zur sogenannten Grauzone am Beispiel eines in der Region stattfindenden Festivals: In diesem Jahr findet bereits zum zweiten Mal das „Rock Dein Leben“-Festival in Laichingen statt.

Auch dieses Mal sind wieder Bands auf dem Line-up, welche durchaus problematisch sind. Im Folgenden wollen wir beleuchten, warum das der Fall ist und warum wir der Ansicht sind, dass der Laichinger Segelflugverein diesem Festival nicht den Ort zur Verfügung stellen sollte.

Wir rufen auf zu Protesten:

– Laichingen Marktplatz, 20.07. um 14 Uhr
– Winnenden Bahnhof, 26.07. um 19 Uhr

Alles Nazis, oder was?
Wir bezeichnen die Bands definitiv nicht als Nazis, das wäre viel zu einfach und falsch. Klassische Nazis sind in der Regel neben ihrem Gedankengut gut organisiert und gewalttätig.
Das trifft weder auf die Bands noch das Publikum des Festivals zu. Ein offenes Bekenntnis zu rechtsradikalem Gedankengut bleibt aus. Vielmehr findet eine Distanzierung von diesem statt. Dennoch gibt es Inhalte, Aussagen und Vernetzungen, welche in unseren Augen offenzulegen und anzugreifen sind.
Das gesamte Festival ist ein Sammelsurium der sogenannten Grauzone, auch bezeichnet als „rechte Lebenswelten“. Mit der Grauzone sind Schnittstellen zwischen der gesellschaftlich anerkannten Mainstream-Musik und der rechtsextremen Szene gemeint. Die verschiedenen musikalischen Milieus der Grauzonen vertreten rechte Ideologieelemente und haben zum Teil ernstzunehmende ästhetische, historische oder strukturelle Verstrickungen mit extremen Rechten. Damit wird der Eintritt zu dieser Szene durch Musik ermöglicht. Daher muss Kritik bereits dort ansetzen, wo menschenfeindlichen Positionen Zugang gewährt wird und eine Normalisierung völkischer und sexistischer Positionen stattfindet.

Konkret kritisieren wir folgende Punkte:

– Stereotype Rollenbilder und sexistische Geschlechterklischees
– Verstrickungen in das rechtsextreme Milieu einiger Bands
– Völkische Weltbilder (Blut-und-Boden-Ideologie antisemitische Elemente, Bezug zur „Volksgemeinschaft“, …)
– Image und selbst gewählte Opferrolle primär als Aufmerksamkeitsfaktor (= Gewinnsteigerung)

Stereotype Rollenbild und sexistische Geschlechterklischees:

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