Entstehung, Ziele und Dokumente der BDS-Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions
„Wir werden uns aber weder von Ihnen noch von anderer Seite das friedenspolitische Recht nehmen lassen, Völkerrechtsbruch Völkerrechtsbruch zu nennen, und das auch und gerade in öffentlichen Diskursen.“ ³⁴
Immer wieder steht die BDS-Kampagne in öffentlicher Kritik, wobei vor allem der Fokus auf antisemitischen Äußerungen und Deutungsmöglichkeiten liegt. Aus linksradikalen Kreisen kommt es dabei jedoch nur vereinzelt zu Stellungnahmen, da das Thema oft als Pulverfass und als uneindeutig angesehen wird. Da wir jedoch der Meinung sind, dass der Kampf gegen Antisemitismus zentraler Bestandteil linker Arbeit ist (wie bei der Kritik an Querdenken), wollen wir uns in die Debatte einmischen. Zudem gab und gibt es in Ulm wiederholt Veranstaltungen, die eine gewisse Nähe zum BDS aufwiesen. Nicht zuletzt Jeff Halper, welcher 2017 vom Weltladen Ulm eingeladen wurde und der für „antisemitische Verschwörungsideologie“ in der Kritik steht. Ebenso befürwortet er auch explizit den akademischen Boykott.³²
Was also hat es auf sich mit dem BDS?
Vorgeschichte
In der arabischen Welt gab es ‚Judenboykotte‘ schon vor dem Nationalsozialismus, aber auch währenddessen. Dabei gab es eine Kollaboration mit den Nazis bis 1945 und ein Einfluss ihrer Ideologie auch noch nach Ende des Faschismus. Der heutige Boykott ist zwar sicherlich nicht das selbe wie der damals und viele, die ihn befürworten, tun dies sicherlich nicht aus den selben Gründen wie damals die Nazis, jedoch bleibt der Boykott eben dafür anschlussfähig. Gerade die assoziative Nähe zum ‚kauft nicht bei Juden‘ ist einer der häufigsten Kritikunke aus bürgerlichen Kreisen und spielte auch bei der Bundestagsdebatte eine zentrale Rolle.¹¹ ¹² ³¹
1967 beschloss die Arabische Liga die sogenannte Khartum-Resolution, welche die drei Neins von Khartum enthält: nein zu Frieden mit Israel, nein zur Anerkennung Israels und nein zu Verhandlungen mit Israel.
Schließlich ist noch die ‚Internationalen Konferenz gegen Rassismus‘, welche 2001 von NGOs im südafrikanischen Durban abgehalten wurde, zentral. Bei dieser kam es zu mehreren antisemitischen Vorfällen und im Abschlussdokument „wurde Israel mit dem rassistischen Apartheidsregime Südafrikas verglichen und bezichtigt, ‚rassistische Verbrechen‘ … sowie ‚Völkermord‘ und ‚ethnische Säuberungen‘ zu verüben.“² ⁴ (Kritik an der Verwendung des Apartheit-Begriffs durch Nkululeko Nkosi: https://www.iz3w.org/zeitschrift/ausgaben/359_rechtspopulismus/apartheid)
Forderungen des BDS
Am 9. Juli 2005 wurde dann ein „Internationaler Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft zu BDS – Palästinensische Zivilgesellschaft ruft zu Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen gegen Israel auf, bis es internationalem Recht und den universellen Prinzipien der Menschenrechte nachkommt.“
In dem Aufruf gibt es zentral drei Forderungen, welche es sich genauer anzusehen lohnt. Zwar scheinen sie auf dem ersten Blick unverfänglich, zeigen sich aber bei genauerem Hinsehen als problematisch:
1. Die Forderung, dass Israel die „Besetzung und Kolonisation allen arabischen Landes beendet und die Mauer abreißt“. ¹
Da stellt sich ganz wesentlich die Frage, was als arabisches Land angesehen wird und ob die Aussage bewusst diffus gehalten wird, um eine breite Unterstützung zu erhalten. ¹⁷
Darauf deuten zumindest Aussagen von Barghouti hin, einer der Mitbegründer des BDS. Dieser betonte, die Organisationen „»müssten so flexibel angelegt sein, dass sie die realen Verhältnisse in unterschiedlichen Kontexten berücksichtigen können.« Er betonte aber, dass jenseits dieses strategischen Vorgehens, das Ziel klar sein müsse. Nämlich, dass die BDS-Kampagne sich nicht gegen die Politik Israels richte, sondern gegen Israel als Ganzes. Dies erlaube »Widerstand mit allen Mitteln, einschließlich des bewaffneten Widerstandes«. Wichtig sei es aber auch, Jüd*innen in die BDS-Kampagne einzubinden, um dadurch Antisemitismusvorwürfe gegen BDS zu entkräften, die Barghouti als »intellektuellen Terror« bezeichnet.“ ¹⁸
Der Wunsch, dass Israel nicht mehr sei, wird dem BDS von vielen Kenner*innen und Beobachter*innen attestiert.²² ²⁴ ²¹ ²⁵ ²⁶ ²⁷ Dass diese Stoßrichtung gegen das Existenzrecht Israels zumindest auf viele zentrale Akteur*innen zutrifft ist empirisch nachgewiesen.¹⁹ ²⁰
2. „Das Grundrecht der arabisch-palästinensischen BürgerInnen Israels auf völlige Gleichheit anerkennt“. ¹
Dies ist bereits der Fall, mit der israelischen Staatsbürgerschaft gehen auch alle Rechte und Pflichten für alle in gleicher Weise einher. Die Forderung soll implizieren, dass dies nicht der Fall wäre und zeichnet ein falsches Bild von der staatlichen Verfasstheit Israels. Sollte sich die Forderung für Bewohner*innen der besetzten Gebiete beziehen, so ist diese Forderung absurd, würde doch die Einbürgerung der dort lebenden eine Annektion bedeuten, die der BDS vehement ablehnt.
3. „Die Rechte der palästinensischen Flüchtlinge, in ihre Heimat und zu ihrem Eigentum zurückzukehren, wie es in der UN Resolution 194 vereinbart wurde, respektiert, schützt und fördert.“
Das ist wohl die umstrittenste Forderung, allerdings auch deswegen, weil auch die Nachfahren der im Zuge des Krieges Geflohenen, Vertriebenen und Ausgewanderten gemeint sind. (Der Krieg der arabischen Staaten gegen Israel, als Reaktion auf die Gründung des israelischen Staates; ausgerufen wenige Stunde nach der Staatsgründung.) Israel lehnt diese Forderung ab, da sie den Staat als einen Schutzraum der Juden und Jüdinnen ansehen, der um diese Funktion zu erfüllen ein jüdischer Staat sein soll. Kritisiert wird, dass nicht beachtet wird, dass bereits 60% der ehemaligen Bewohner*innen zurückgekehrt sind. Außerdem wird keine Beachtung den jüdischen Personen geschenkt, welche 1948 aus arabischen Staaten geflohen sind, zum großen Teil nach Israel.³⁶
Des weiteren heißt es in dem von ursprünglich 171 Organisationen unterzeichneten Aufruf:
„Siebenundfünfzig Jahre nachdem der Staat Israel größtenteils auf Land gegründet wurde, das zuvor von seinen palästinensischen BesitzerInnen ethnisch gesäubert wurde … in Israels System verwurzelte rassistische Diskriminierung von seinen eigenen arabisch-palästinensischen StaatsbürgerInnen … koloniale und diskriminierende Politik Israels … grundlegenden Menschenrechte anzuerkennen … wie es im Kampf gegen Apartheid in Südafrika“ ¹ Hier wird ein einseitiges und dämonisierendes Bild Israels gezeichnet, welches an der historischen Realität vorbei geht. Zudem sind starke Parallelen zum Dokument von Durban zu erkennen, Aussagen, die auch schon dort kritisiert wurden. ² ⁴
Der Boykott des BDS bezieht sich auch auf kulturelle und akademische Institutionen Israels, was dazu führt, dass israelische Kulturtreibende und Akademiker*innen aus dem internationalen Diskurs verdrängt werden, also insbesondere jüdische, aber auch arabische Stimmen aus dem zivilen Sektor Israels ins Abseits gedrängt werden. Explizit sollen auch Projekte zwischen Israelis und Palästinenser*innen boykottiert werden. ³⁰
In Folge des BDS Aufrufs gab es weitere Aufrufe und Dokumente, welche den BDS unterstützen und zu dessen Verbreitung beitragen sollen. Eines ist das Dokument der Kairos-Palestina-Bewegung, welches auch hier in Deutschland eine Rolle spielt.
Antijudaismus: Grundlagendokumente und theologische Positionen der Kairos-Palästina-Bewegung
Das Dokument wurde von palästinensischen Christen verfasst und beinhaltet eine theologische Argumentation, die begründen soll, warum Israel zu boykottieren ist. Zudem gibt es in dem Dokument eine Beschreibung der angeblichen Zustände in Israel, wobei dies jedoch komplett einseitig geschieht und somit ein schiefes Bild gezeichnet wird. Im Folgenden sind ein paar Zitate, an denen die Problematik des Dokuments aufgezeigt werden sollen.
„Er [Jesus] brachte ‚eine neue Lehre‘ mit (Mk 1, 27), die ein neues Licht auf das Alte Testament, auf die Themen warf, die sich auf unseren christlichen Glauben und unser tägliches Leben beziehen, auf Themen wie die Verheißungen, die Erwählung, das Volk Gottes und das Land. … Diesem Irrtum erliegt die fundamentalistische Bibelauslegung, die uns Tod und Zerstörung bringt, wenn das Wort Gottes versteinert und von einer Generation auf die andere als toter Buchstabe tradiert wird. Dieser tote Buchstabe wird in unserer derzeitigen Geschichte als Waffe benutzt, um uns unserer Rechte und unseres Landes zu berauben. … Wir glauben, dass unser Land einen universellen Auftrag hat. In dieser Universalität erweitert sich die Bedeutung der Verheißungen, des Landes, der Erwählung und des Volkes Gottes und schließt die ganze Menschheit ein –angefangen bei allen Völkern, die in diesem Land wohnen. Im Lichte der Lehren der Heiligen Schrift war die Verheißung des Landes zu keiner Zeit ein politisches Programm, sondern vielmehr der Auftakt zur vollständigen universellen Erlösung. Sie war der Beginn der Vollendung des Reiches Gottes auf Erden.“ … „wie jedes Volk mit dem Land verbunden ist“ … „Unsere Verbundenheit mit diesem Land ist … ein natürliches Recht. Sie ist eine Sache von Leben und Tod.“ … „Wir erklären ferner, dass die israelische Besetzung palästinensischen Landes Sünde gegen Gott und die Menschen ist, weil sie die Palästinenser ihrer grundlegenden Menschenrechte beraubt, die ihnen von Gott verliehen worden sind.“
„Hoffnung bedeutet nicht, dem Bösen nachzugeben, sondern vielmehr, uns dagegen aufzulehnen und am Widerstand dagegen festzuhalten. Wir sehen gegenwärtig und für die Zukunft nichts außer Niedergang und Vernichtung.“
Diese Argumentation wird als „Ablösungstheologien und Enterbungslehren (Die Kirche löst Israel als Gottesvolk ab!)“ kritisiert, von welcher sich eigentlich die beiden christlichen Kirchen nach dem Nationalsozialismus abgewandt hatten, auf Grund der Rolle, die diese Theologie im NS spielte. Sie gilt als eine Form des christlichen Antijudaismus, da mit ihr versucht wurde darzulegen, dass ‚die Christen die Juden als Volk Gottes abgelöst‘ hätten. Oder in neuerer Form, dass auch das Versprechen auf ‚das heilige Land an die Juden‘ nicht mehr gültig sei.
Exkurs christlicher Antijudaismus: Einer der antijudaistischen Sichtweisen ist Juden hätten Christus abgelehnt, weswegen sie das Anrecht auf das heilige Land verwirkt hätten. (Bis hin zum ‚Jesusmörder‘-Vorwurf.) Beziehungsweise mit Jesus gab es einen Erneuerer, welcher dem Wort neues Leben eingehaucht hätte. „Wenn das Judentum einen eigenen Weg zum Heil habe, dann könnte der christliche Anspruch zweifelhaft sein, dass nur durch Jesus der Weg zum Heil führe.“ ⁷
Gerade auch die im Text behauptete Verbundenheit von Volk und Land ist als das zu benennen, was es ist: Völkische Ideologie. Aber auch die Behauptung einer Überlieferung des toten Wortes, lässt eine antisemitische Deutung zu. Die ‚kalte Rationalität der Juden‘ gegenüber dem ‚lebendigem Glauben der Christen‘. ⁷
Eine weitere Aussage, die in ihrer Widerwärtigkeit keiner weiteren Erläuterung mehr bedarf ist folgende: „Die Wurzeln des „Terrorismus“ liegen in dem menschlichen Unrecht, das uns angetan wird, und in dem Übel der Besetzung.“ ⁵
Nicht zuletzt wird natürlich zum Boykott aufgerufen. Wir „appellieren an Einzelne, Gesellschaften und Staaten, sich für den Rückzug von Investitionen und für Boykottmaßnahmen der Wirtschaft und des Handels gegen alle von der Besatzung hergestellten Güter einzusetzen“.
Akteure in Deutschland
In Deutschland gibt es verschiedenste politische Akteur*innen, welche den BDS direkt oder indirekt unterstützen. Die häufigste Form der Unterstützung scheint hier vor allem die indirekte zu sein. Verschiedene Gruppen und Personen verbreiten Inhalte des BDS, ohne ihm direkt zugehörig zu sein. Teilweise geschieht das in Verbindung mit einer scheinbaren Distanzierung von diesem, vermutlich da er in der Öffentlichkeit stark unter Kritik steht.
Zwei Gruppen aus dem christlichen/ friedenspolitischen Umfeld sind z.B. Pax Christi, ein Teil des Zentralkomitees der Katholiken, und der protestantische Jerusalemsverein e.V., der im Berliner Missionswerk angesiedelt ist. Beide sind keine offiziellen Unterstützer des BDS.
Pax Christi befürwortet Kennzeichnung von Waren aus den Siedlungen und versuchte mitunter zu Verhindern, dass der BDS keine Räume bekommt. ⁸ ⁹
Jeusalemverein: Hans-Jürgen Abromeit ist Vorsitzender. In einem früheren Text von uns kritisierten wir ihn bereits, unter anderem da er Abtreibungsgegner ist, und Aussagen von ihm durchaus als reaktionär christlich und schwulenfeindlich gedeutet werden können. Er war bei den Friedenswochen letzten Jahres auf Einladung des Weltladen Ulms zu Gast.
Der Jerusalemverein verlinkte einen Aufruf zur Unterstützung des BDS von Kairos Palestine in dem es unter anderem hieß: „Während die alten Juden blind waren, die Zeichen des Himmels zu sehen und die Geburt ihres Königs zu erkennen, öffnete Gott den arabisch-nabatäischen Weisen die Augen.“¹⁰ ²⁸
„Wie erfreulich ist die Nachricht, dass alle Völker der Erde Hoffnung auf Christus haben dürfen. Für Juden und Heiden gleichermaßen ist ein neuer Tag angebrochen, der alle zu einem neuen Gnadenbund aufruft. Es gibt kein Ausschlussprinzip für jemanden, der bereit ist, sich diese Gnade durch den Glauben anzueignen.“ ¹⁰
Wird hier in alter antijudaistischer Tradition Jüdinnen und Juden nahegelegt zum Christentum zu konvertieren? Volker Beck zumindest bescheinigte dem Papier „platten Antijudaismus“, die Ausflüchte Abromeits im Anschluss sehe er kritisch: „Der Aufruf wurde nicht einfach verlinkt, er wurde tatsächlich in der Advents- und Weihnachtszeit mit zwei Teaser-Texten angepriesen und war auf der Website des Jerusalemsvereins direkt herunterzuladen«. »Es war alles Bestandteil der Seite des Jerusalemsvereins.“ ²⁸
Die Central Conference of American Rabbis sagt: Das Dokument „hat einen enterbungstheologischen und antisemitischen Charakter“ und ist ein „sachlich, theologisch und moralisch mangelhaftes Dokument.“ ²⁹
Die MLPD schreibt selber: „Die MLPD unterstützt die BDS-Kampagne kritisch. Sie trägt dazu bei, die rassistische Unterdrückung und die völkerrechtswidrige Besetzung Palästinas durch den israelischen Imperialismus anzuprangern. Die MLPD unterstützt den Kampf um nationale und soziale Befreiung und ist solidarisch besonders mit dem Freiheitskampf der Palästinenser und Kurden.Die MLPD kämpft unter dem Banner des proletarischen Internationalismus für die Überwindung von imperialistischer Ausbeutung und Unterdrückung in den vereinigten sozialistischen Staaten der Welt.“ ¹³ Hier wird eine Einteilung in gute Freiheitskämpfer und böse Unterdrücker vorgenommen, bei welcher das Übel bei Israel gesucht wird. Fraglich bleibt in welchem Teil des palästinensischen Aufstandes die Kunde einer befreiten Gesellschaft erblicken können, sind doch Teile davon alles andere als progressiv.
Der III. Weg: Die extrem rechte Kleinstpartei ist nicht offizieller Teil der Kampagne. Doch schreiben sie: „Ziel der Kampagne ist es, dem hochgerüsteten Terrorstaat [anm. gemeint ist Israel] die Finanzmittel für die Aufrechterhaltung der Besatzung von Palästina und der Unterdrückung des palästinensischen Volkes zu entziehen.“ … „Derweil mischte sich Israels 5. Kolonne in Form des internationalen Judentums auch sofort in die Geschehnisse ein […].“¹⁵ Der Antisemitismus tritt hier ganz unverhohlen zu Tage.
„Jeder kann dabei helfen und somit den Völkermord in Palästina bekämpfen.“ „Stoppt den jüdischen Aggressor in Nahost, boykottiert den Terrorstaat Israel und dessen Produkte!“ ¹⁴ Dieses Statement einer Partei, die sich am Nationalsozialismus orientiert, lässt erahnen, was das Ziel ist. Selbstverständlich geht es hier nicht in erster Linie um Israel, als vielmehr um Jüdinnen und Juden selbst.
NPD: (nicht offizieller Teil) „Udo Voigt hält es vor diesem Hintergrund für geboten, Israel formell als „Terrorstaat“ einzustufen“ .¹⁶
Akteure Weltweit
171 palästinensische Organisationen unterschrieben den Aufruf, darunter die PLO, welche laut ihrer Charta die „zionistische und imperialistische Präsenz zerstören“, also Israel beseitigen will.³
Zum BDS Natonal Commitee gehören 28 palästinänsische Gruppen. Darunter die Palestinian National and Islamic Forces (PNIF), zu denen unter anderem die als Terrororganisationen eingestuften Hamas und Islamic Jihad gehören. ¹⁹ S. 16, ²⁰ S. 14 Diese islamistischen Gruppen richten sich offen gegen das Bestehen Israels und setzen dabei unter anderem Waffengewalt und Selbstmordattentäter ein. Insbesondere gegen israelische Zivilist*innen, aber auch gegen palästinänsiche Zivilist*innen, welche beschuldigt werden mit Israel zu kollaborieren.²⁰ S.49 Sie sind alles andere als fortschrittlich, vielmehr sind sie antidemodern und antisemitisch. ²¹ ²⁰ S. 49 Ihre Unterstützung des BDS beruht darauf, dass sie den zivilen Kampf als Ergänzung zum bewaffneten sehen, wobei beide perspektivisch das Ziel verfolgen Israel zu vernichten. ²⁰ S. 4 ff, S. 50
In Terrorists in Suits konnten insgesamt mehr als 100 Verbindungen zwischen als Terrororganisationen eingestuften Gruppen (unter anderem die Hamas, Fatah, Islamic Jihad) und dem BDS nachgewiesen werden. Das betrifft mindestens 13 anti-israelische NGOs und mehr als 30 Personen in hohen Positionen des BDS. Auch wurden mutmaßlich Gelder von NGOs an terroristische Gruppen weitergeleitet. ²³ ²⁰ S. 8 Eine Distanzierung davon und vom Terror im Allgemeinen (also zum Beispiel das Einsetzen von Selbstmordattentätern, Anschläge auf zivile Ziele) sucht man bei BDS Deutschland vergeblich. ⁴, vgl ²⁰ S. 55 ff, S. 59 ff
In Behind the Mask werden 80 antisemitische Aussagen von zentralen Aktivist*innen, welche die Zielrichtung und den Ton der Bewegung prägen, dokumentiert.²³ ¹⁹ S. 10, S. 13 Darunter befinden sich sowohl tradierte antisemitische Mythen und Erzählungen, wie auch Versuche der Schuld-Opferumkehr in Bezug auf die Schoah (Holocaust) und israelbezogener Antisemitismus. Diese Formen des Antisemitismus werden nicht nur von führenden BDS-Aktisist*innen verbreitet, sondern auch auf Plattformen, welche den BDS unterstützen oder ihm zugerechnet werden können. vgl. ¹⁹ S. 37 ff, S. 54 ff, S. 79 ff.
In diesem Zusammenhang kommt es deshalb zur Interpretation, dass der Antisemitismus genau so einen neuen Weg gefunden hat, sich unauffälliger und subtiler zu artikulieren, indem beispielsweise statt „Juden“ „Israel“ (als dem „Juden unter den Staaten“¹⁹ S. 17) oder „Zionisten“ gesagt wird. Dieser Antisemitismus ist für Jüd*innen aber nicht weniger feindselig und schädlich und kann jederzeit in Gewalt umschlagen (s.o. Hamas). ¹⁹ S. 18 Verschiedene Studien können zudem eine Korrelation zwischen BDS-Aktivitäten und Gewalt gegen jüdische Personen sowie Personen, die als israelsolidarisch gelten, nachweisen. vgl. ²² ¹⁹ S. 18
Die SS-Runen setzen Israel mit dem deutschen Faschismus gleich, was eine Verharmlosung des Nationalsozialismus und der Schoah ist. Also eindeutig antisemitisch. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung: Das Bild ist beim BDS noch immer aufrufbar.
Schluss!
Zusammengenommen lässt sich also folgendes festhalten. Die Darstellung des Konflikts zwischen Israel und den meisten arabischen Staaten, sowie den Palästinensern durch den BDS ist einseitig und unterkomplex, bisweilen auch kontrafaktisch und bewusst in die Irre führend. Die Darstellung Israels ist Dämonisierend und Delegitimierend, teilweise auch explizit antisemitisch. Es werden Doppelstandards angewandt, nicht nur im Vergleich zu anderen Konflikten (Westsahara, Jemen, …) sondern auch in Bezug auf andere Konfliktparteien, insbesondere solche, die terroristisch, antisemitisch und islamistisch sind. Das geht so weit, dass mit Terrorist*innen zusammengearbeitet wird und es Personalüberschneidungen gibt. Antisemitismus tritt wiederholt bei verschiedenen zentralen Personen und auf zentralen Plattformen, sowie in Kampagnen zu Tage. Bei aller Verschiedenheit der Unterstützenden scheint eins das verbindende Element zu sein, eins scheint der integrale Bestandteil dieser Bewegung zu sein: Der Hass auf Israel, der Hass auf jüdisches Leben, Antisemitismus.
Dem BDS und seinen Unterstützer*innen ist also nicht nur jede Unterstützung zu verwehren, ihnen und ihrer Propaganda ist zudem entschieden entgegenzutreten.
Quellen
¹ BDS-Kampagne (Deutschland) http://bds-kampagne.de/wp-content/uploads/2005/07/050709_Internationaler-Aufruf-der-pal%C3%A4stinensischen-Zivilgesellschaft-zu-BDS.pdf /Palestinian Civil Society Call for BDS July 9, 2005, BDS https://bdsmovement.net/call
² https://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/328693/antisemitismus-in-der-bds-kampagne
³ https://palaestina.org/uploads/media/palaestinensische_nationalcharta.pdf
⁴ World Conference against Racism – NGO FORUM DECLARATION, Durban, 3. September 2001 https://i-p-o.org/racism-ngo-decl.htm
⁵ Kairos-Palästina-Dokument, Ökumenischer Rat der Kirchen, 11. Dezember 2009 https://www.kairos-palaestina.ch/images/pdf/Kairos-Palastina-Dokument-de.pdf
⁶ August 2011, Dr. Klaus Müller, Gemeindepfarrer in Heidelberg; außerplanmäßiger Professor für Praktische Theologie an der Universität Heidelberg und Beauftragter der Badischen Landeskirche für das Christlich-Jüdische Gespräch; Kairos – höchste Zeit für Frieden zwischen Israel und Palästina – eine theologische Replik https://web.archive.org/web/20120830030143/http://www.ekiba.de/16191.php
⁷ https://www.ag-juden-christen.de/broschuere-impiulse-enterbungstheologie/
⁸ https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/2019/03/20/pax-christi-setzt-sich-fuer-israelfeindliche-bds-bewegung-ein/
⁹ https://www.paxchristi.de/meldungen/view/5794432729219072/pax%20christi%20weist%20infame%20Unterstellungen%20zur%C3%BCck
¹⁰ https://www.kairospalestine.ps/images/kairos-palestine-christmas-alert-2020-german.pdf
https://www.evangelisch.de/inhalte/180944/06-01-2021/berliner-kirche-verurteilt-antijuedischen-weihnachtsaufruf
https://www.evangelisch.de/inhalte/181848/29-01-2021/auseinandersetzung-zwischen-jerusalemsverein-und-beck-verhaertet
¹¹ Gil Feiler: From boycott to economic cooperation: the political economy of the Arab boycott of Israel. Frank Cass, London / Portland 1998
¹² Hazem Jamjoum: The Global Campaign for Boycott, Divestment and Sanctions against Israel. In: Maia Carter Hallward, Julie M. Norman (Hrsg.): Nonviolent Resistance in the Second Intifada: Activism and Advocacy. Springer, Wiesbaden 2011
¹³ https://www.mlpd.de/2019/08/flugblatt-bds-kampagne.pdf
¹⁴ https://der-dritte-weg.info/2014/08/terrorstaat-israel-boykottieren-mit-dem-mobiltelefon-beim-einkauf/¹⁵ https://der-dritte-weg.info/2015/06/internationale-boykottbewegung-setzt-israel-unter-druck/
¹⁶ https://npd.de/2018/02/terrorstaat-israel/
¹⁷ https://www.belltower.news/die-bds-kampagne-gegen-israel-oder-die-taktik-der-diffusitaet-85185/
¹⁸ Jan Riebe, Sebastian Mohr: Die BDS-Kampagne gegen Israel oder die Taktik der Diffusität. Belltower News, 17. Mai 2019 https://www.belltower.news/die-bds-kampagne-gegen-israel-oder-die-taktik-der-diffusitaet-85185/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
¹⁹ State of Israel, Ministry of Strategic Affairs and Public Diplomacy: Behind the Mask – The Antisemitic Nature of BDS Exposed, 09.2019; https://4il.org.il/wp-content/uploads/2019/09/MSA-report-Behind-the-Mask.pdf, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²⁰ State of Israel, Ministry of Strategic Affairs and Public Diplomacy: Terrorists in Suits – The Ties Between NGOs promoting BDS and Terrorist Organizations, 02.2019; https://www.gov.il/BlobFolder/generalpage/terrorists_in_suits/en/De-Legitimization%20Brochure.pdf, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²¹ The Covenant Of The Islamic Resistance Movement – Hamas, 14.02.2006; https://www.memri.org/reports/covenant-islamic-resistance-movement-%E2%80%93-hamas, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²² Michael Thaidigsmann, Jüdische Allgemeine: Hass und Boykott, 26.09.2019; https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/hass-und-boykott/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²³ Adam Milstein, The Jerusalem Post: BDS is face of old antisemitism: What will we do to stop it?, 7.10.2019; https://www.jewishpress.com/indepth/opinions/bds-new-face-of-classic-antisemitism-what-will-we-do-to-stop-it/2019/10/07/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²⁴ Jan Riebe, Sebastian Mohr: Die BDS-Kampagne gegen Israel oder die Taktik der Diffusität. Belltower News, 17. Mai 2019 https://www.belltower.news/die-bds-kampagne-gegen-israel-oder-die-taktik-der-diffusitaet-85185/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²⁵ Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München: Stellungnahme zu einer Veranstaltung mit Andreas Zumach in der LMU am 7. 11. 2018, 26.10.2018; Ist BDS antisemitisch? – Zweite Auflage der Broschüre als Text und PDF zum Download, 26.10.2018: https://lbga-muenchen.org/2018/10/26/stellungnahme-zu-einer-veranstaltung-mit-andreas-zumach-in-der-lmu-am-7-11-2018/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München: Ist BDS antisemitisch? – Zweite Auflage der Broschüre als Text und PDF zum Download, 17.12.2019 https://lbga-muenchen.org/2019/12/17/ist-bds-antisemitisch-zweite-auflage/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²⁶ Wann ist „Israelkritik“ antisemitisch? Teil 2 von 3 einer Mini-Serie über die israelfeindliche BDS-Kampagne, 12.08.2018; http://blog.florisbiskamp.com/2018/08/12/wann-ist-israelkritik-antisemitisch-teil-2-von-3-einer-mini-serie-ueber-die-israelfeindliche-bds-kampagne/?fbclid=IwAR3IWtYTAcUWtWLjE399zxGohm5Z80LQgLZgLXh_5Eaa4TrT6i5PGDl0ZS4#Argumentation_3_BDS_als_antisemitische_Struktur, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²⁷ Zentralrat der Juden in Deutschland: Kampf gegen Antisemitismus ist Aufgabe von uns allen, 18.01.2018; https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/kampf-gegen-antisemitismus-ist-aufgabe-von-uns-allen/, zuletzt eingesehen 8.03.2021
²⁸ https://www.juedische-allgemeine.de/politik/platter-antijudaismus/
²⁹ https://www.evangelisch.de/inhalte/181604/23-01-2021/altbischof-abromeit-im-nahost-konflikt-beide-seiten-hoeren³⁰ http://bds-kampagne.de/2017/07/09/pacbi-leitlinien-fuer-den-internationalen-akademischen-boykott-von-israel-2/
³¹ Deutscher Bundestag: Bundestag verurteilt Boykottaufrufe gegen Israel, 2019, https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw20-de-bds-642892, zuletzt eingesehen 07.10.2021
³² Antony Loewenstein: Jews backing academic boycott against Israel, 12.02.2014: https://antonyloewenstein.com/jews-backing-academic-boycott-against-israel/ , zuletzt eingesehen 07.10.2021
³³ Alex Feuerherdt: Weltuntergang durch Nanotechnologie: Die Israelkritik des Jeff Halper, 22.12.2017: https://www.mena-watch.com/jeff-halper-israel-die-vhs-und-der-weltuntergang/, zuletzt eingesehen 07.10.2021
³⁴ Koordinationsgruppe Frieden: Stellungnahme der KG Frieden zum Schreiben des ‚Kollektiv 26‘, der Grünen Jugend Ulm/Neu-Ulm/Alb-Donau, der Jusos Ulm und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Ulm/Neu-Ulm vom 09.03.2021, 24.06.2021
³⁵ Haus der Begegnung Ulm: Die globale Auseinandersetzung um die Menschenrechte: Der Kampf um Palästina | Vortrag und Gespräch mit Jeff Halper, https://hdbulm.de/Veranstaltung/die-globale-auseinandersetzung-um-die-menschenrechte-der-kampf-um-palaestina-vortrag-und-gespraech-mit-jeff-halper/ , zuletzt eingesehen 07.10.2021
³⁶ dis:orient, Arabische Juden wollen Anerkennung als Flüchtlinge des Nahost-Konflikts, 23.10.2006, https://www.disorient.de/magazin/arabische-juden-wollen-anerkennung-als-fluchtlinge-des-nahost-konflikts, zuletzt eingesehen 07.10.2021
³⁷ https://bdsmovement.net/sites/default/files/eurovision-logo-bkg.jpg, zuletzt eingesehen 07.10.2021